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Regional und biodivers: Warum heimischer Klimaschutz im Kommen ist

14. September 2023
Hände mit Handschuhen pflanzen einen Nadelbaum-Setzling

Regional und biodivers: Warum heimischer Klimaschutz im Kommen ist 

Heimisches Naturschutzengagement 

„Die Bäume, die Sträucher, die Pflanzen sind der Schmuck und das Gewand der Erde.“ Dies erkannte bereits im 18. Jahrhundert Jean-Jacques Rousseau, einer der wichtigsten Philosophen der Aufklärung. Mittlerweile wissen wir, und das schon seit Jahrzehnten, dass Bäumen, Sträuchern und Wäldern eine deutlich verantwortungsvollere Rolle zukommt: Sie sind einer der wichtigsten CO₂-Speicher unserer Erde. Darüber hinaus beherbergen sie eine enorme Artenvielfalt und sind wichtige Lebensräume, zum Beispiel Brutstätten für Vögel, Rückzugsorte für das Wild und eine wichtige Nahrungsgrundlage für Insekten. Der Klimawandel ist mittlerweile auch in Europa spürbar - der Wunsch von Unternehmen wächst, auch lokal einen Beitrag zu leisten. Neben der Unterstützung von Klimaschutzprojekten, die nach internationalen Standards anerkannt sind und sich häufig im globalen Süden befinden, bietet ClimatePartner auch die Möglichkeit, sich für regionale Klimaschutzprojekte zu engagieren. Welche Optionen für heimischen Klima- und Naturschutz gibt es? Wie funktioniert dieser freiwillige Beitrag, auch mit Blick auf Biodiversität und die eigene CO₂-Bilanz? Und warum spielt das freiwillige Engagement bei Unternehmen eine immer wichtigere Rolle? Auf diese und andere Fragen geben wir im Folgenden Antworten.  

Es gibt vielfältige Möglichkeiten für den regionalen Naturschutz 

Ein wichtiger Baustein im regionalen Naturschutz ist es, Lebensräume zu schützen, zu fördern und immer seltener werdende Ökosysteme zu renaturieren. Im Jahr 2022 hat ClimatePartner 200.000 Bäume für zukunftsfähige Mischwälder gepflanzt. Aktuell geht gerade die Pflanzsaison in den höher gelegenen Alpenregionen zu Ende und mit dem ersten Frost startet die Pflanzsaison im Flachland. Die Mitarbeiter:innen von ClimatePartner sind nun gemeinsam mit den Projektentwicklern und Unterstützern der regionalen Klimaschutzprojekte unterwegs, um viele naturschutzfachliche Maßnahmen umzusetzen. Die Jahreszeiten Herbst und Winter sind hierfür ideal, da zu dieser Zeit Eingriffe in die Natur möglich sind. Es brüten weder Vögel, noch wird die Aufzucht von Jungtieren gestört. Setzlinge, die verpflanzt werden, haben beispielsweise ihre Blätter abgeworfen und sind an den Trieben verholzt. Ein Umpflanzen in den Wald überstehen sie nun besser, da sie kein Laub mehr tragen, welches rasch mit Wasser versorgt werden muss.  

Regionale Klimaschutzprojekte in der DACH-Region sind vielfältig und stärken die Biodiversität. Natürliche Wälder, Moore und Wiesen sind unentbehrlich bei der Regulierung unseres Klimas, der Erhaltung der Artenvielfalt und der Reinigung unserer Luft. Folgende Möglichkeiten bieten sich unter anderem für den heimischen Naturschutz:  

  • Aufwertung von Agrarflächen: Hierbei liegt der Fokus auf Agrar- und Forstflächen, die bisher intensiv genutzt wurden. Diese werden sukzessive zurück in einen naturnahen Zustand geführt. Dies kann durch die Anlage und Pflege von Hecken und Feldgehölzen, Blühstreifen, Tümpeln und Blänken (temporäre Stehgewässer) sowie Streuobstwiesen erfolgen. Aber auch durch Renaturierung von Bachläufen und dem Einzäunen schützenswerter Bäume. Die Aufwertung von Agrarflächen lässt unter anderem Wanderkorridore entstehen, die die Migration von Tieren ermöglichen und neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen schaffen. 23 Hektar vormals intensiv genutztes Agrarland konnte beispielsweise im westfälischen Bielefeld mit der Unterstützung von Kunden und Partnern in einen Biotopkomplex umgewandelt werden.  

  • Moorrenaturierung: Die wichtigsten Maßnahmen sind hier der Schutz bestehender Moore und die Wiedervernässung trocken gelegter Moore. Intakte Moore können über Jahrtausende hinweg Treibhausgase binden und gelten als einer der größten Kohlenstoffspeicher weltweit. Die Renaturierung von Mooren ist ein stetiger Prozess. Durch ihre Wiedervernässung kann sich im Moorboden nach und nach wieder Biomasse aufbauen, welche der Atmosphäre CO₂ entzieht. In Mecklenburg-Vorpommern konnte beispielsweise ein gut 5 Hektar großes, trockengelegtes Moor zurück in ein naturnahes Feuchtgebiet geführt werden. Diese Maßnahme verhindert direkt, dass durch Trockenlegung weiterhin CO₂ emittiert wird.  

  • Waldumbau: Um unsere heimischen Wälder zu klimaresilienten Mischwäldern umzubauen, finden Baumpflanzungen statt, wird auf genügend Totholzanreicherung geachtet, der Artenschutz vorangetrieben und es werden Waldränder mit Sträuchern und kleineren Baumarten bepflanzt. So wird der Wald vor starken Winden und Erosion geschützt. Ein naturnaher Waldrand ist zudem wertvoll als Lebensraum, Brutstätte, Versteckmöglichkeit und Nahrungsquelle. Durch die Auswahl von passenden Baumarten wird der Wald nicht nur anpassungsfähiger, so wird auch dazu beigetragen, dass der intakte Wald als ein wichtiger Kohlenstoffspeicher erhalten bleibt und gleichzeitig kann er als Schutz vor Lawinen, Erosion und Überschwemmungen dienen. Auch hier ein Beispiel aus der Praxis: In den unterfränkischen Haßbergen werden besonders astige und krumm gewachsene Bäume im Wald erhalten, da sie für Vögel und Insekten einen hohen Wert haben, obwohl sie aus rein wirtschaftlicher Sicht entfernt werden würden.  

Ziel all dieser heimischen Naturschutzprojekte ist es also, Wälder in Deutschland, Österreich und der Schweiz wiederherzustellen, Moore zu sanieren, landwirtschaftliche Flächen umzuwandeln und so heimische Biodiversität zu stärken. Vormals intensiv genutztes und artenarmes Ackerland kann so wieder zu einem hochwertigen Biotopkomplex mit Streuobstwiesen, Hecken, Feuchtstandorten, Blühstreifen und natürlichen Waldrändern werden. Auch die Umweltbildung, also die Vermittlung von Fachwissen, dient dem Schutz der Natur. In Zusammenarbeit mit dem Naturpark Karwendel können künftige Klimapädagog:innen eine Ausbildung absolvieren. Das Wissen rund um die Möglichkeiten des regionalen Klimaschutzes gewinnt aufgrund des stetig fortschreitenden Klimawandels immer weiter an Bedeutung. Dass wir im Klimaschutz an Geschwindigkeit gewinnen und sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen müssen, liegt auf der Hand.  

Was passiert, wenn nichts passiert?  

Trockenheitsperioden und Stürme vernichten mittlerweile große Flächen, Schädlinge verbreiten sich, der Grundwasserpegel sinkt, Pflanzen- und Tierarten sterben aus. Baumarten wie die Fichte leiden unter der extremen Hitze und langanhaltenden Trockenheit, weil sie mit ihren flachen Wurzeln keine tieferen, wasserhaltigen Schichten im Boden mehr erreichen. Geschwächte Bäume sind zudem besonders anfällig für Schädlinge. Seit 2018 sind alleine in Deutschland 500.000 Hektar Wald abgestorben, weitere 2,85 Millionen Hektar Waldfläche sind bedroht. Trocken gelegte Moore setzen Treibhausgase frei, die sie vormals gebunden haben. Die Liste ist lang, die Folgen für unsere Natur sind weitreichend. Es braucht intakte Ökosysteme, die viele Tier- und Pflanzenarten beherbergen, CO₂ binden und für einen optimalen Wasserhaushalt auf Biotopen, in Mooren und Wäldern sorgen. So können Dürren oder Überschwemmungen besser abgefedert werden, genetische Verarmung wird gestoppt und der ursprüngliche Zustand ökologisch degradierter Flächen kann wieder hergestellt werden. Naturschutz ist daher auch regional essenziell. Bei allen Projekten wird eng mit Partnern vor Ort zusammengearbeitet. So wird der dringende Bedarf ermittelt und die maßgeschneiderten Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen vor Ort geplant. 

Für Unternehmen wird es zunehmend interessanter, heimische Projekte zu unterstützen  

Unserem Klima ist es grundsätzlich egal, in welchen Ländern wir Emissionen einsparen, da sich CO₂ gleichmäßig in der Atmosphäre verteilt. Bei Waldschutzprojekten im globalen Süden geht es beispielsweise um den Erhalt von Regenwäldern, einem der wichtigsten CO₂-Speicher unserer Erde. Daher ist ein Engagement für das Klima weltweit essenziell. Dennoch möchten viele Unternehmen vor Ort einen Beitrag leisten und interessieren sich daher verstärkt auch für regionale Projekte. Helena Scholz, Teamleiterin der Regionalprojekte bei ClimatePartner, sieht diese Entwicklung stark in der Emotion begründet.  “Unternehmen aus DACH-Ländern möchten sich gerne in der Natur vor Ort engagieren und ihren eigenen Beitrag leisten - die starke Verbindung zum Wald ist hier intensiv spürbar.” Unternehmen können die von ihnen unterstützten Projekte besuchen und die Mitarbeiter:innen bei gemeinsamen Baumpflanzaktionen direkt teilhaben lassen. “Dadurch ergibt sich automatisch ein engerer Bezug und man kann direkt sehen, was man geschafft hat, das schätzen viele Unternehmen”, so Scholz.  

Was gilt es im Hinblick auf unternehmerischen Klimaschutz zu beachten?  

Da heimische Projekte die Kriterien für zertifizierte Klimaschutzprojekte nicht erfüllen, kann das Engagement nicht auf die CO₂-Bilanz eines Unternehmens angerechnet werden. Gründe hierfür sind beispielsweise eine andere Flächeninfrastruktur als im globalen Süden. Der Wald ist hierzulande kleinteiliger, sodass sich Projekte vielfach nicht lohnen. Auch ist das Kriterium der Zusätzlichkeit meist nicht gegeben, da Emissionsreduktionen durch ein Klimaschutzprojekt nicht doppelt, beispielsweise durch die deutsche Treibhausgasinventur und ein Unternehmen, angerechnet werden dürfen. In Kombination mit einem internationalen, zertifizierten Klimaschutzprojekt erfolgt der Ausgleich über eben dieses, das zusätzliche Engagement im heimischen Klimaschutz sorgt dafür, dass gleich doppelt etwas Gutes für das Klima und die Biodiversität getan wird. Ein Umdenken bei Unternehmen ist deutlich spürbar, es geht nicht mehr nur um die reine Menge an CO₂, sondern Zusatznutzen werden immer wichtiger. Regionalität bietet hier in Bezug auf Kundenbindung Vorteile und kann so die Identifikation der Mitarbeiter:innen mit dem eigenen Unternehmen stärken.  

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