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Sind Waldschutzprojekte wirksam?

20. Dezember 2023
Ein Wald mit vielen Laubbäumen, der von unten Richtung Himmel betrachtet wird

Sind Waldschutzprojekte wirksam? 

Rund um die Wirksamkeit von Waldschutzprojekten gab es besonders in den letzten beiden Jahren immer wieder viel Diskussion. Waldschutz ist eine sinnvolle Sache, das bestätigt jede:r. Doch wenn es ins Detail geht, tun sich plötzlich Lager auf. Lager aus Befürworter:innen und Lager derer, die Waldschutz kritisieren oder dazu ein vorwiegend einseitiges Bild in den Medien wahrnehmen. 

Wir wollen uns der Thematik daher wissenschaftlich basiert nähern. Was ist Waldschutz genau, welche Nachteile kann er mit sich bringen und ist er wirksam, um unser Klima zu schützen?

Was bedeutet eigentlich Waldschutz? 

Bäumen kommt im Klimaschutz eine enorme Bedeutung zu, da sie unter anderem der Atmosphäre CO2 entziehen und Kohlenstoff speichern. Durch Waldschutzprojekte sollen bestehende Wälder vor einer Abholzung geschützt werden. Durch Entwaldung entstehen meist große Kahlflächen, infolgedessen sich die Böden durch starke Sonneneinstrahlung erhitzen und degradieren. Das heißt: Der Boden trocknet aus, der Humus verrottet deutlich schneller, wodurch der Boden den Kohlenstoff wieder freigibt, weil er nicht mehr durch die Bäume beschattet wird. Außerdem hat ein Kahlschlag verheerende Folgen für die Biodiversität und entzieht vielen Tieren den Lebensraum. 

Wir unterscheiden zwischen dem heimischen Waldschutz, also regionalen Projekten, meist in der DACH-Region. Einen ausführlichen Artikel dazu finden Sie hier

Zum anderen gibt es, und diese wurden in letzter Zeit medial häufiger kritisiert, Waldschutzinstrumente im Globalen Süden, bekannt als das REDD+-Konzept. REDD+ ist ein internationales Wald- und Klimaschutzkonzept, die Abkürzung steht für „Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation“, also die Minderung von Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung. Das „+“ steht für die Bedeutung des Schutzes der Wälder, für die Rolle der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und für den Ausbau der CO2- Speicherkapazität von Wäldern in Entwicklungsländern.  

Hier unterscheidet man zwei Ansätze, einmal REDD+ auf staatlicher Ebene, welcher Projekte auf Verwaltungsgebiete, Provinzen oder sogar Waldflächen gesamter Länder umfassen kann. Daneben das privatwirtschaftlich organisierte REDD/REDD+ auf projektbasierter Ebene im Voluntary Carbon Market (VCM). Akteure in der REDD/REDD+-Projektentwicklung im VCM sind meist Nichtregierungsorganisationen und vor allem Unternehmen, denn der Privatsektor ist hier ein Schlüsselakteur.   

Mittlerweile gibt es klare Synergien zwischen diesen beiden Ansätzen. So hat einer der größten international anerkannten Standards für REDD+-Projekte jüngst eine Weiterentwicklung seiner Methode vorgestellt. So wird unter anderem das Ziel verfolgt, dass REDD+-Aktivitäten auf Projektebene künftig klar neben den Programmen der jeweiligen Regierung gelistet werden können.

Grundsätzlich soll das Programm den Klimawandel bekämpfen – finanzielle Anreize in Entwicklungsländern sollen dazu führen, die Entwaldung einzudämmen, die Wiederaufforstung fördern und dem Erhalt des Waldes somit einen höheren Stellenwert zukommen lassen. Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit schreibt zu REDD+-Projekten des zwischenstaatlichen Marktes auf seiner Webseite: Die Grundidee von REDD+ ist es, Regierungen und lokale Gemeinden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen dafür zu belohnen, dass sie die Entwaldung und damit CO2-Emissionen, die durch Waldzerstörung verursacht werden, nachweislich reduzieren. Zudem werden die Wiederaufforstung und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung gefördert, da diese einen wichtigen Beitrag zum Wald- und Klimaschutz leisten.” Im freiwilligen Markt ist die Grundidee sehr ähnlich. Auch hier sollen Gemeinden und die lokale Bevölkerung dafür belohnt werden, den Wald zu erhalten und ihn nachhaltig zu bewirtschaften.

Wichtig ist, zwischen Waldschutz- und Aufforstungsprojekten zu differenzieren. Denn bei Aufforstungsprojekten werden beispielsweise Setzlinge gepflanzt, um zukünftig Wälder zu erhalten, die in der Zukunft als Kohlenstoffsenken fungieren. Dazu kann entweder eine bisher nicht bewaldete Fläche neu aufgeforstet werden oder eine ehemals bewaldete Fläche wird durch Aufforstung wiederhergestellt (Wiederaufforstung). Bei Waldschutzprojekten schützt man, wie oben beschrieben, bestehende Waldflächen vor drohender Abholzung. Sowohl Waldschutz als auch Aufforstung zählen zu den “nature-based solutions”, den naturbasierten Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel.  

Was wird an Waldschutzprojekten kritisiert?   

  • Projektberechnungen werden überbewertet:  
    Ein häufig vorgebrachter Kritikpunkt ist die Diskrepanz zwischen der angenommenen und tatsächlichen Menge an eingespartem CO2 und somit an ausgegebenen verifizierten Emissionsreduktionen (VERs). Damit letztendlich nicht mehr VERs ausgegeben werden, als das Projekt leisten kann, ist ein realistisches Referenzszenario (Baseline) wichtig. Das Baseline-Szenario bezieht sich auf die Abholzung und Degradierung und die dadurch produzierten Emissionen im Projektgebiet, welche ohne die Projektaktivitäten entstanden wären. Man errechnet dafür das hypothetische Emissionsszenario, welches ohne den Schutz des Waldes durch das Projekt eingetreten wäre. Dafür wird das Projektgebiet mit einem Kontrollgebiet unter ähnlichen Voraussetzungen verglichen, um abschätzen zu können, in welchem Ausmaß die Entwaldung ohne Schutz voranschreiten könnte. Hierbei handelt es sich um ein anerkanntes und geprüftes Vorgehen, das sich neben konkreten Daten auch – wie in solchen wissenschaftlichen Methodiken üblich – auf hypothetische Annahmen stützt. Die Berechnung der Baseline findet anhand anerkannter Methodik statt und wird von akkreditierten Prüfstellen validiert. Außerdem werden die Methodiken aktualisiert, wenn es neue, wissenschaftliche Erkenntnisse gibt. 
     
  • Bäume sind zu anfällig für Naturereignisse:  
    Was viele nicht wissen: Hier bauen Projektbetreiber vor. Um im Schadensfall, also beispielsweise bei Schädlingsbefall, Bränden, einer illegalen Abholzung oder bei Schäden durch Stürme, eine Sicherheit zu haben, muss ein Puffer von verifizierten Emissionsreduktionen zurückgehalten werden. Natur ist per se ein System, welches nicht zu 100 % voraussehbar ist. Dieses beschriebene Vorgehen jedoch, die Einrichtung eines “Buffer Pools”, ist daher eine enorm wichtige Voraussetzung für eine permanente Speicherung von Kohlenstoff und aus gutem Grund Teil eines jeden zertifizierten Waldschutzprojektes. Die Emissionsreduktionen aus dem Buffer Pool dürfen nicht verkauft oder gehandelt werden. Kommt es zu einem Schadensfall, werden entsprechend der geschädigten Waldfläche verifizierte Emissionsreduktionen aus dieser Versicherung stillgelegt, um verlorene CO2-Reduktionen auszugleichen. Waldschutzprojekte erhalten zudem eine 100-jährige Risikobewertung. 
     
  • Die lokale Bevölkerung wird übergangen und leidet unter den Projekten:
    Das REDD+-Konzept besteht darin, die lokale Bevölkerung in den Waldschutz miteinzubeziehen und sie für ihre Bemühungen zur Bewahrung des Waldes zu entlohnen. Für die lokale Bevölkerung soll durch die Projekte eine nachhaltige Lebensgrundlage geschaffen werden, damit eine Abholzung der Wälder für sie nicht mehr in Frage kommt. Der Erhalt und der Schutz von Wäldern soll die Grundlage für neue Geschäftsmodelle sein und das Auskommen der Bevölkerung vor Ort sichern: Durch die Verminderung von Waldrodungen und für den Erhalt existierender Wälder können verifizierte Emissionsreduktionen generiert werden. Durch deren Vermarktung werden die Wälder wirtschaftlich attraktiver als andere Landnutzungsformen. Häufig werden in von hoher Arbeitslosigkeit gezeichneten Regionen durch die Projekte Arbeitsplätze geschaffen. Damit die lokale Bevölkerung sich nicht übergangen fühlt, ist es unabdingbar, diese von Beginn an mit ihren Vorstellungen, Kenntnissen und Bedürfnissen in die Planungsphase mit einzubeziehen. So werden negative Folgen oder Unsicherheit für die Bevölkerung vor Ort vermieden und Entwicklung und Klimaschutz gefördert. Die sogenannte “Local Stakeholder Consultation (LSC)” ist daher bei den gängigen Standards wie dem Verified Carbon Standard (VCS) von VERRA verpflichtend und muss vor der Implementierung jeglicher Projektaktivitäten stattfinden. Der Austausch mit der Bevölkerung vor Ort ist Voraussetzung, um als Klimaschutzprojekt zertifiziert werden zu können. 
     
  • Die Dauerhaftigkeit von Wald ist in Frage zu stellen: 
    Dauerhaftigkeit ist eines der Hauptkriterien von Klimaschutzprojekten. Bevor Klimaschutzprojekte VERs erbringen können, müssen das Projektkonzept und die Projektaktivitäten zunächst validiert und dann regelmäßig von einer Verifizierungsstelle überprüft werden. Um als Klimaschutzprojekt unter einem der international anerkannten Standards registriert zu werden, muss jedes Projekt neben den unabhängigen Überprüfungen diese weiteren Hauptkriterien erfüllen: Zusätzlichkeit, Ausschluss von Doppelzählungen und Dauerhaftigkeit. Waldschutzprojekte erhalten eine 100-jährige Risikobewertung. Nach dem ersten Anrechnungszeitraum eines Waldschutzprojektes wird geprüft, ob sich dieses nun eigenständig tragen kann. Sollte dies nicht der Fall sein, wird erneut überprüft, ob das Projekt weiterhin alle Kriterien eines Klimaschutzprojektes erfüllt. Ist dies der Fall, wird der Anrechnungszeitraum anschließend verlängert und damit auch die Risikobewertung für 100 Jahre erneuert. Generell ist es also selbstverständlich das Ziel eines jeden Waldschutzprojektes, auch über den Anrechnungszeitraum hinaus, einen dauerhaften Nutzen und Bestand für das Klima aufzuweisen. 
     
  • Es besteht das Risiko von Doppelzählung: 
    Wie oben bereits genannt, ist der Ausschluss von Doppelzählungen eines der vier Hauptkriterien. Um als Klimaschutzprojekt unter einem der anerkannten Standards zertifiziert zu werden, muss jedes Projekt diese Hauptkriterien erfüllen. Der Ausschluss von Doppelzählungen der VERs verifizierten Emissionsreduktionen (VERs) wird dadurch sichergestellt, dass VERs nur über offizielle Register und jeweils mit einer eindeutigen ID ausgegeben werden. Jede VER mit seiner ID steht dabei für eine Tonne eingesparte oder reduzierte CO2-Emissionen (bzw. eine Tonne CO2-Äquivalente). Jede VER kann nur einmal stillgelegt werden. Durch dieses System kann es zu keinen Doppelzählungen kommen. 
     
  • Durch Waldschutzprojekte kann man nicht klimaneutral werden: 
    Oft wird kritisiert, Unternehmen oder Produkte können nicht klimaneutral werden, weil sie am anderen Ende der Welt, meist im Globalen Süden, Klimaschutzprojekte finanzieren. Wichtig ist hier eine Differenzierung der Kritik. Zunächst: Was genau ist “klimaneutral”? Unternehmen oder ihre Produkte erreichen Klimaneutralität, wenn sie ihre CO₂-Emissionen möglichst soweit es geht reduzieren oder vermeiden und die restlichen Emissionen durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten, beispielsweise durch Aufforstung oder CO2-Entnahme, ausgleichen. Die Netto-Treibhausgasemissionen werden damit auf null reduziert und es werden keine zusätzlichen Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt, als letztlich vermieden oder ausgeglichen werden. Das Wort “klimaneutral” wurde allerdings in den letzten Jahren immer mehr zum Trend und oft gleichbedeutend verwendet mit “gut für das Klima”. Hier muss ganz deutlich gemacht werden: Der Dreiklang aus Vermeidung, Reduktion und der Finanzierung von zertifizierten Klimaschutzprojekten für die restlichen Emissionen ist das optimale Vorgehen. Aktuell werden jedoch auch neue, spannende Ansätze diskutiert. Mit sogenannten Contribution Claims rückt ein Claim wie klimaneutral in den Hintergrund. Wichtig ist hier die Konzentration auf die finanzielle Unterstützung der Projekte und die sozialen Zusatznutzen vor Ort. Es gibt hierbei verschiedene Ansätze, die nicht immer eine Tonne CO2 gegen eine Tonne verifizierte Emissionsreduktionen rechnen. Für einen tieferen Einstieg in das Thema empfehlen wir das neu erschienene Whitepaper der ClimatePartner Impact
     
  • Sind Projekte zum Schutz des Waldes wirksam?
    Eines vorweg: Die Wirksamkeit von Waldschutzprojekten ist belegt. Auf Basis etlicher wissenschaftlicher Analysen wurde diese Methodik daher nicht ohne Grund beispielsweise im Pariser Abkommen verankert – und auch Institutionen wie das Umweltbundesamt teilen diese Auffassung. Wälder zählen zu den wichtigsten CO2-Speichern des Planeten, sie nehmen etwa ein Drittel der jährlich von menschlichen Aktivitäten verursachten CO2-Emissionen auf. Außerdem beherbergen sie eine enorme Artenvielfalt und sind Lebensgrundlage für alle Menschen. Entscheidend ist, dass die Klimaschutzprojekte von hoher Qualität, transparent und von unabhängigen Institutionen überprüft sind und übergeordnete Strategien zur CO2-Reduktion ergänzen. Der nachweisliche Beitrag zur Emissionsreduktion ist für Waldschutzprojekte daher unabdingbar. Die wichtigsten grundsätzlichen Anforderungen an Klimaschutzprojekte haben wir hier schon einmal zusammengetragen. 

    Eine in Nature Communications veröffentlichte Studie von Forscher:innen der University of Maryland, der Northern Arizona University, der University of Arizona und anderen Institutionen hat herausgefunden, “dass geschützte Wälder weltweit zusätzlich 9,65 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in ihrer oberirdischen Biomasse gespeichert haben, verglichen mit ökologisch ähnlichen ungeschützten Waldgebieten – ein Ergebnis, das quantifiziert, wie wichtig Schutzgebiete für weitere Klimaschutzbemühungen sind”, so die U.S. National Science Foundation auf ihrer Webseite. Mit Hilfe von 3D-Sattlelitendatensätzen konnte der Waldkohlenstoff zum ersten Mal so genau kartiert werden. „Diese Ergebnisse sind insofern neu, als sie den ersten, seit langem erwarteten Beweis dafür liefern, dass Schutzgebiete tatsächlich viel mehr CO2 aus der Atmosphäre binden als ansonsten ähnliche, aber degradierte Gebiete, die sie umgeben“, sagt Scott Goetz, Mitautor der Studie. Das Department of Geographical Sciences der University of Maryland schreibt dazu auf seiner Webseite: “Diese Studie der Forscher unterstreicht die Dringlichkeit des Schutzes und der Wiederherstellung zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zur Eindämmung des Klimawandels, wie im jüngsten Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) hervorgehoben. Das IPCC kam zu dem Schluss, dass naturbasierte Lösungen wie die Reduzierung der Zerstörung von Wäldern und anderen Ökosystemen, deren Wiederherstellung und die Verbesserung der Bewirtschaftung von Nutzflächen wie landwirtschaftlichen Betrieben zu den fünf wirksamsten Strategien zur Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2030 gehören.” 

    Vor allem oben genannte REDD+-Projekte sind häufig Gegenstand der Kritik. Der wissenschaftliche Diskurs, der durch diese Kritik angestoßen wird, ist enorm wichtig. Denn klar ist: Die aktuellen Methoden zur Berechnung der Wirksamkeit von solchen Klimaschutzprojekten sind nicht immer perfekt und müssen stetig weiterentwickelt werden. Zudem gibt dieser wissenschaftliche Diskurs sowohl den Projektbetreibern, den Standards, aber auch der Gesetzgebung die Möglichkeit, ihre Regeln immer weiter zu verbessern und nachzuschärfen. Genau das ist am vierten Verhandlungstag auf der COP28 tatsächlich eingetroffen: einige wichtige Stakeholder des freiwilligen Kohlenstoffmarktes haben sich zusammengetan – ein Durchbruch, um von nun an mit gemeinschaftlicher Anstrengung voranzukommen. Komplexität muss reduziert und eine Qualitätsleitlinie geschaffen werden, die im freiwilligen Kohlenstoffmarkt eine sichere Orientierung bietet. Denn genau diese Komplexität, beispielsweise die Methodik, nach der mehrere Regelwerke mit verschiedenen Rechenansätzen genutzt werden, hat unter anderem in den vergangenen Jahren zu Kritikanfälligkeit geführt. Auf der diesjährigen COP haben sich wichtige Stakeholder des freiwilligen Kohlenstoffmarktes zusammengetan, um einen gemeinsamen Qualitätsrahmen zu schaffen. The Integrity Counsel for the Voluntary Carbon Market (ICVCM), das Greenhouse Gas (GHG) Protocol, die Science Based Targets Initiative (SBTI) und die Voluntary Carbon Markets Integrity Initiative (VCMI) wollen zukünftig gemeinsam an einer Weiterentwicklung der Methoden und Regelwerke arbeiten. Der gemeinsame Qualitätsrahmen bezieht sich dabei nicht nur auf die nature-based solutions sondern auf alle Projekttypen des VCM (Voluntary Carbon Market). Und langsam wird wohl auch den Kritikern bewusst, dass dies etwas Gutes verheißt, wenn es denn gelingt.  

    Einige Studien erweckten dieses Jahr besonders großes Medieninteresse und den Anschein, als seien 94 % der REDD-Projekte gar nicht wirksam. Dem stellt sich nun ein frisch im Dezember erschienenes Paper entgegen und stützt damit die Gegenargumentation anderer Marktteilnehmer. Professor Ed Mitchard von Space Intelligence hat große Mängel in der Studie von West et al. gefunden.  Eine internationale Gruppe hochrangiger Wissenschaftler:innen legt darin einen Gegenbeweis vor, hat diesen bereits zur Begutachtung bei Science eingereicht (dem Magazin, in dem auch West et. al seine Studie im August 2023 veröffentlichte) und drängt auf eine umfassende Überarbeitung oder die Rücknahme der Studie. In der Pressemitteilung von Space Intelligence heißt es, die fehlerhafte Analyse von 24 Projekten unterschätze einerseits die Auswirkungen der Projekte in der Stichprobe und verurteile andererseits zu Unrecht alle REDD-Projekte, von denen es über 100 gibt. Die gravierendsten Mängel, die bei der Überprüfung durch das Forscherteam festgestellt wurden, waren Probleme bei der Auswahl der Vergleichsstandorte, die verwendeten globalen Entwaldungsdaten und eine falsche Berechnung der CO2-Speicherkapazität der Projekte. 

Das Paper von Space Intelligence können Sie hierdownloaden!

Die Argumente liegen auf der Hand

Die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima hat in einem Infosheet übersichtlich Pro- und Kontraargumente für Waldschutzprojekte zusammengetragen. Durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten bleiben bedrohte Wälder als wichtige Kohlenstoffsenke erhalten, die Wurzeln der Bäume sorgen für eine bessere Speicherung von Nährstoffen im Boden und natürlich bieten Bäume und deren Wurzeln einen wichtigen Schutz vor Erosion. Dies führt nicht nur zu verbesserten landwirtschaftlichen Bedingungen, sondern trägt dadurch auch zur Ernährungssicherheit bei. Durch den Schutz von Wäldern werden dort etliche Tier- und Pflanzenarten beherbergt, ein funktionierendes Ökosystem geschaffen und so ein enormer Beitrag zur Biodiversität und Artenvielfalt geleistet. Je nach Projekt werden für die Bevölkerung vor Ort wichtige Arbeitsplätze geschaffen und somit ein regelmäßiges Einkommen generiert. Dies trägt dazu bei, dass weniger illegale Abholzung stattfindet und Landrechte für die lokale Bevölkerung gesichert werden. 
Genau diese Punkte belegt auch eine Analyse des Department of Project Impacts, Everland LLC, New York, USA, veröffentlicht im Fachjournal Nature, und zeigt, wie wertvoll Waldschutzprojekte sind, wenn sie nachhaltig aufgesetzt werden und somit positive Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung und das Klima haben. 

Zu einem interessanten Schluss kommt auch eine Forschungsgruppe des Fachjournals Nature. Würde man Wälder mit einem niedrigen menschlichen Fußabdruck, also Flächen ohne Siedlungen oder Landwirtschaft, wiederherstellen, könnten der Atmosphäre 226 Milliarden Tonnen Kohlenstoff entzogen werden. Das entspricht 829 Milliarden Tonnen CO2, etwa der 20fache globale Jahresausstoß des Treibhausgases. Circa 60 % dieses Potenzials könnte durch den Schutz bestehender Wälder in derzeit schlechtem Zustand ausgeschöpft werden. Die verbleibenden 40 % könnten durch Aufforstung erreicht werden. Hierbei sei es wichtig, den Artenreichtum der Wälder zu stärken, so ETH-Professor Thomas Crowther. 
In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass Aufforstung eine äußerst sinnvolle, aber langfristige Methode zum Schutz des Klimas darstellt. Der Schutz von Wäldern, die von Abholzung bedroht sind, ist hingegen eine sofortige Maßnahme, weshalb Waldschutzprojekte eine sofortige Wirkung für den Schutz unseres Klimas erzielen, mit Aufforstung aber immer Hand in Hand gehen müssen. 

Notwendigkeit privater Klimafinanzierung

Zu guter Letzt ist bei aller differenzierter Betrachtung eines besonders wichtig: Das Klima braucht schnelle Handlungsschritte, die parallel laufen müssen, um überhaupt einen spürbaren Effekt zu erzielen. Die ernsthafte Reduktion von Emissionen muss immer an erster Stelle stehen und zusätzlich von dem Engagement begleitet werden, Klimaschutzprojekte finanziell zu unterstützen. “Öffentliche Gelder allein reichen nicht aus, um die notwendige, nachhaltige Transformation herbeizuführen”, heißt es in einer Stellungnahme der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima, die bezogen auf Kritik an der Wirksamkeit von Klimaschutzprojekten herausgegeben wurde. Wir haben nicht mehr den Luxus, uns einen Weg auszusuchen, daher müssen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln handeln. 

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