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Wie funktioniert Klimaschutz mit gesellschaftlichem Mehrwert vor Ort?

4. April 2024
Eine Frau bereitet mit dem Kochherd Essen zu.

Der Klimawandel, eines der drängendsten Probleme unserer Zeit, ist mittlerweile glücklicherweise auch in Unternehmen so präsent, dass immer mehr aktiv werden und sich im Bereich Klimaschutz engagieren. Ein weiteres drängendes Feld, welches viel Aufmerksamkeit und die Anstrengung aller benötigt, ist das ESG-Konzept, also die Bereiche Environmental, Social und Governance. Laut einer Studie zweier Beratungsunternehmen erwarten fast 60 % der deutschen Verbraucher:innen ein gesellschaftliches Engagement von Unternehmen. Beim größten Teil der Klimaschutzprojekte wird die soziale Komponente nicht nur mitgedacht, sondern von Beginn an mit eingeplant. Meist sind es benachteiligte Bevölkerungsgruppen, die den Auswirkungen des Klimawandels und den Veränderungen der Umwelt besonders schutzlos gegenüberstehen. Da zertifizierte Klimaschutzprojekte häufig im Globalen Süden angesiedelt sind, liegt eine Verzahnung der beiden Themen also nahe.  

Wie genau hängen Social Impact und Klimaschutz zusammen?  

Klimaschutzprojekte, die zu verschiedenen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) beitragen, fördern neben den positiven Auswirkungen auf das Klima auch die Unterstützung der lokalen Bevölkerung vor Ort. Hierbei geht es nicht nur um die Gewinnung von verifizierten Emissionsreduktionen (VERs, gemeinhin als CO2-Zertifikate bezeichnet), sondern darum, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten - beispielsweise für Gleichberechtigung und Gesundheit. Ein Bereich, der alltäglich zum Ausstoß von gesundheitsschädlichen Emissionen führt, ist das Kochen von Mahlzeiten. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwendet rund ein Drittel der Weltbevölkerung unsichere, gesundheits- und umweltschädliche Kochmethoden. Mehr als eine Milliarde Tonnen CO2-Emissionen werden dadurch jährlich freigesetzt. Das entspricht 2% der gesamten, weltweiten Emissionen.  

Ein Beispiel aus Indien 

Ein Klimaschutzprojekt, das die gesundheitsschädlichen Emissionen beim Kochen im Blick hat, ist das „Garo Hills Improved Cookstoves Project“ in Indien von ClimatePartner Impact, einem Tochterunternehmen von ClimatePartner, das eigene Klimaschutzprojekte mit messbarem, lokalem Mehrwert entwickelt. Im indischen Bundesstaat Meghalaya lebt das Volk der Garo. Wie viele ländliche Gemeinden in Indien kochen auch die Garo in geschlossenen Innenräumen über offenem Feuer. Diese Art des Kochens ist äußerst ineffizient, da durch die offenen Kochstellen große Mengen an Wärme ungenutzt verloren gehen. Der Einsatz von Brennholz und Holzkohle sowie das Kochen über offenem Feuer verursachen hohen Emissionen und stellen durch die enorme Rauchentwicklung, insbesondere für Frauen* und Kinder im Globalen Süden, zudem ein hohes gesundheitliches Risiko dar. Das Volk der Garo sammelt ihr Brennholz aus umliegenden Wäldern. 4,95 Tonnen Feuerholz werden so jährlich verbraucht. Dies schadet dem Klima, denn gefällte Bäume, die im Anschluss verbrannt werden, können kein CO2 mehr binden. Die im Rahmen von zertifizierten Klimaschutzprojekten zum Einsatz kommenden, effizienten Kochöfen sind thermisch energieeffizienter, wodurch der Brennstoffverbrauch je nach Modell um bis zu 70 % reduziert werden kann und hohe Mengen an CO2-Emissionen eingespart werden.  Der geringere Bedarf an Brennholz führt dazu, die Abholzung in der Region zu verringern.  Dies wirkt sich positiv auf den Arten- und Waldschutz aus und die Familien der Garo, besonders die Frauen, müssen weniger Zeit für das Sammeln des Feuerholzes aufbringen.  

Effiziente Kochöfen bestehen aus Lehm, Keramik oder Metall. Geschätzte 3,2 Millionen Menschen sind laut Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2020 weltweit durch häusliche Luftverschmutzung gestorben. Um genau dort anzusetzen, wurden im Gebiet Meghalaya im Zuge des Klimaschutzprojektes 15.000 effiziente Kochöfen ausgegeben. Damit die Messbarkeit der Einsparungen zuverlässig erfolgen kann, zeichnet das Garo Hills Projekt sich durch mehrere Besonderheiten aus:  

  • Vollständig digitalisierte Datenerfassung für mehr Genauigkeit, Glaubwürdigkeit und Effizienz. 
  • Halbjährliche Besuche jedes Haushalts, um Feedback und auch Beschwerden zu sammeln und die wichtigsten Leistungsindikatoren zu messen. Hier werden Parameter erhoben wie die Brennholzeinsparungen, die Nutzungsrate des Ofens, die Verwendung des alten Ofens parallel zum effizienten, neuen Ofen etc.  
  • Außerdem verfügt das Projekt über ein Netzwerk der lokalen Gemeinden, deren Ingenieure mehrere Jahre beim Kundendienst und dem Austausch von Geräten unterstützen.   

Ein weiterer Vorteil der Technologie: Die Öfen werden in Indien produziert, wodurch Arbeitsplätze geschaffen werden.  

Kontinuierliche Weiterentwicklung auch durch wissenschaftlichen Dialog 

Unter Berücksichtigung der Durchführbarkeit, Praktikabilität und bisheriger Forschungsergebnisse werden die Berechnungsmethoden von Klimaschutzprojekten regelmäßig aktualisiert. Forschungsstudien, wie die von Gill-Wiehl et al. (2024), sollen demnach nicht dazu dienen, Unterstützer von solchen Klimaschutzprojekten abzuschrecken, sondern Faktoren und Quellen einer möglichen Überbewertung aufzudecken und zu diskutieren. Damit liefern Studien wertvollen Input für die breite Debatte und sollten als Grundlage für die Weiterentwicklung der Methoden von internationalen Standards (wie dem Verified Carbon Standard und dem Gold Standard) berücksichtigt werden, um die Qualität der Projekte laufend zu verbessern.  

Unser Ziel muss es sein, dass wir alle gemeinsam dazu beitragen, dass der freiwillige CO2-Markt so effektiv wie möglich funktioniert und kontinuierlich verbessert wird, indem im wissenschaftlichen Dialog Erkenntnisse aus der Forschung zu Methoden und Technologien zusammengetragen, umfassend analysiert und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Nur so ist es uns möglich, eine nachweisbare Wirksamkeit von Klimaschutzprojekten und damit die so notwendige Geschwindigkeit im Kampf gegen den Klimawandel zu erlangen.  

Durch die Technologie der effizienten Kochöfen wird nicht nur unser Planet geschützt, sondern die Lebensqualität der Garo und anderer Familien deutlich verbessert.  

 

*Die Risiken des Klimawandels sind für indigene und afroamerikanische Frauen und Mädchen, ältere Frauen, LGBTQIA+ Menschen, Frauen und Mädchen mit Behinderungen, Migrantinnen und Menschen, die in ländlichen, konflikt- und katastrophengefährdeten Gebieten leben, besonders groß. 

 

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