Wie relevant sind die Beschlüsse der COP29 für Unternehmen?
6. November 2024Viele Unternehmen haben freiwilligen Klimaschutz fest in ihrer Strategie verankert und übernehmen Verantwortung für ihre Emissionen. Beratungsunternehmen, wie ClimatePartner, unterstützen hier beispielsweise bei der CO2-Bilanzierung, beim Setzen von langfristigen Reduktionszielen oder auch dem Umsetzen von Reduktionsmaßnahmen. Eine wichtige Grundlage dieser Bemühungen ist das Verständnis der internationalen Klimapolitik, insbesondere der UN-Klimakonferenz, der Conference of the Parties (COP) unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC). Auch wir als ClimatePartner haben in Baku Expert:innen vor Ort, um uns über die Diskussionen der Delegierten und deren Beschlüsse aus erster Hand zu informieren. Diese Einblicke sind für uns essenziell, um unsere Kunden bestmöglich und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft bei ihrem Klimaschutzengagement beraten zu können. Aber wie relevant sind die auf der COP29 getroffenen Entscheidungen überhaupt für Unternehmen? Dieser Artikel von Oria Palmer, Expertin bei ClimatePartner, gibt Antworten.
1. Festlegung der globalen Agenda für den Klimaschutz
Auf der jährlichen UN-Klimakonferenz werden die internationalen Klimaziele und -verpflichtungen von Politiker:innen verschiedener Nationen ausgehandelt und vereinbart. Die Ergebnisse dieser Treffen - wie das Pariser Abkommen von 2015 - geben die Richtung für globale Klimaschutzmaßnahmen vor. Diese Vereinbarungen beeinflussen die nationale Politik, ebenso wie die Vorschriften und Nachhaltigkeitsstandards von Unternehmen. Diese müssen infolgedessen beispielsweise ihre Strategien an neueste Klimaziele ausrichten, um den kommenden Regulierungen und auch den Erwartungen der Stakeholder gerecht zu werden.
Die Entscheidung von 2015, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, hat die beteiligten Länder beispielsweise dazu ermutigt, die staatlichen Ziele für die Emissionsreduzierung zu verschärfen, was wiederum zu strengeren Vorschriften für die Berichterstattung und das Kohlenstoffmanagement geführt hat. Unternehmen, die international tätig sind, müssen solche Veränderungen antizipieren und proaktive Schritte unternehmen, um sich an die sich entwickelnde Politik anzupassen.
2. Finanzielle Anreize und Kohlenstoffmärkte
Ein weiterer wichtiger Aspekt der COP-Beschlüsse ist die Weiterentwicklung von Kohlenstoffmärkten und Finanzierungsmechanismen zur Unterstützung der Dekarbonisierungsbemühungen. Das jährliche Zusammentreffen von Delegierten aus allen Teilen der Welt führt häufig zur Einrichtung oder Verbesserung dieser Systeme. Für Unternehmen kann dies neue Möglichkeiten für die Teilnahme an Kohlenstoffprojekten, den Erwerb von verifizierten Emissionsgutschriften oder die Sicherung der Finanzierung von Nachhaltigkeitsprojekten bedeuten.
Beratungsunternehmen unterstützten ihre Kunden dabei, sich auf diesen Märkten zurechtzufinden und sicherzustellen, dass sie die Vorschriften einhalten und gleichzeitig einen wirksamen Beitrag zur Verringerung des Kohlenstoffausstoßes und zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten leisten. Der Kohlenstoffmarkt, der für das freiwillige Klimaschutzengagement von Unternehmen und damit auch für uns als ClimatePartner am relevantesten ist, ist der sogenannte freiwillige Kohlenstoffmarkt, der Voluntary Carbon Market (VCM). Er ermöglicht es Unternehmen, in zertifizierte Klimaschutzprojekte zu investieren und damit dringend benötigte Gelder in den globalen Süden zu lenken. In die Länder, die am meisten unter den Auswirkungen der Erderwärmung leiden. Der VCM hilft uns zudem, die nötige Geschwindigkeit in den Kampf gegen den Klimawandel zu bringen. Denn durch die Reduktion von Emissionen allein schreitet die globale Erwärmung viel zu schnell voran. Auch das Intergovernmental Panel On Climate Change (ipcc), die Science Based Targets Initiative (SBTi) und der World Wild Fund for Nature (WWF) sind überzeugt: Die staatlichen Klimainvestitionen und der verpflichtende Kohlenstoffmarkt allein reichen bei Weitem nicht aus, um den Klimawandel schnell genug zu bremsen.
3. Unternehmensverantwortung und Reputation
Kunden verlangen zunehmend Transparenz und Rechenschaftspflicht in Bezug auf die Klimaauswirkungen eines Unternehmens. Die COP-Beschlüsse prägen nicht nur die Vorschriften, sondern auch den öffentlichen Diskurs und die gesellschaftlichen Erwartungen an die Klimaverantwortung. Unternehmen, die diesen Diskussionen voraus sind, können die COP-Ergebnisse in ihre Strategie einbeziehen und aktiv daran arbeiten, internationale Klimaziele zu erreichen oder zu übertreffen. Da sie neue Regulierungen frühzeitig im Blick haben, können sie Klimaschutz langfristig denken, ihn fest in ihrer Unternehmensstrategie verankern und durch eine transparente Kommunikation über ihr Engagement auch das Vertrauen der Verbraucher:innen gewinnen.
4. Innovationen und Partnerschaften
Der COP-Prozess fördert auch Zusammenarbeit und Innovation. Vereinbarungen zum Technologietransfer, zu umweltfreundlichen Innovationen und zur globalen Zusammenarbeit verschaffen Unternehmen Zugang zu innovativen Lösungen. Auf der Briefingveranstaltung zur COP29 im Auswärtigen Amt in Berlin betonte Bundesaußenministerin Analena Baerbock in ihrer Rede immer wieder, wie entscheidend und wichtig vertrauensvolle Partnerschaften im Kampf gegen die Klimakrise sind. Partnerschaften zwischen Staaten, die sich zusammentun, Kräfte bündeln und so viel mehr erreichen als anfänglich gedacht. Baerbock bringt hier das Beispiel der erneuerbaren Energien. Im Abschlussdokument von Paris 2015 wird „Erneuerbare Energien“ genau einmal genannt. Und dennoch werden im Jahr 2024 mittlerweile weltweit 85 % der neuen Kraftwerke mit erneuerbaren Energien betrieben. Wandel als Chance zu begreifen, das scheint Analena Baerbock dabei besonders wichtig zu sein. Sich nicht klein zu fühlen, auch wenn um einen herum die Welt und das Klima zusammenbrechen. Sondern sich zusammenzutun und die Chancen zu nutzen, etwas zu verändern. Länderübergreifend.
Aber auch die Partnerschaften zwischen Unternehmen sind von entscheidender Bedeutung.
Für Unternehmen in Branchen wie erneuerbare Energien, Transport und Fertigung ist es für die Förderung der Nachhaltigkeit entscheidend, über die Fortschritte auf der COP informiert zu bleiben, da sich die Entscheidungen sowohl auf ihr rechtliches Umfeld als auch auf ihre Marktchancen auswirken. Wir bei ClimatePartner verstehen uns auch inhaltlich als Treiber von Veränderungen und wollen in unserer Mittlerfunktion zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik diese aktiv mitgestalten, um theoretische Konzepte für ganzheitliche Klimaschutzstrategien in die praxisorientierte Tat umzusetzen.
Indem wir als ClimatePartner über diese Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben und uns auch auf der COP aktiv in den Dialog einbringen, helfen wir Unternehmen, Regulierungen zu bewältigen, neue Chancen zu nutzen und ihre Nachhaltigkeitsbemühungen kontinuierlich zu verbessern.
Gespannt schauen wir auf die Diskussionen in Baku und ermutigen Unternehmen, proaktiv Entscheidungen zu treffen und anpassungsfähig zu sein, um resilient in die Zukunft zu blicken. Globale Zusammenarbeit und vertrauensvolle Partnerschaften bilden die Grundlage, um die Klimakrise langfristig in den Griff zu bekommen.