„Wir sind jetzt gefordert: Contribution Claims als Alternative zur CO₂-Kompensation“
30. November 2023„Wir sind jetzt gefordert: Contribution Claims als Alternative zur CO2-Kompensation“
Anlässlich der COP28 stellt die ClimatePartner Impact ihr neues Whitepaper zu Contribution Claims der Öffentlichkeit vor. Im folgenden Meinungsbeitrag von Robin Stoffers, Managing Director von ClimatePartner Impact, erfahren Sie mehr über neue Konzepte für den freiwilligen Klimaschutz und warum es in diesem Markt Mut braucht, um ihn zukunftsgerichtet weiterzuentwickeln.
Während wir überall die Zeichen sehen, dass sich die Klimakrise deutlich verschärft, wächst der Druck nicht nur auf die Staaten und die Politik, sondern auch auf die Wirtschaft, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Wir sitzen alle gemeinsam in diesem Boot und brauchen dringend Lösungen, und vor allem: Wir müssen mehr machen, als wir es heute tun. Der freiwillige Klimaschutz ist ein vergleichsweise junger Markt, der sich anfänglich vor allem mit dem Ausgleich nicht reduzierbarer CO₂-Emissionen in der eigenen Wertschöpfungskette beschäftigte. Heute sind neue, ergänzende Ansätze und anerkannte Möglichkeiten gefragt, die Unternehmen neben Vermeidung und Reduktion helfen, sich wirksam für den globalen Klimaschutz auch außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette zu engagieren. Mit dem Contribution Claims-Ansatz liegt ein solches Modell vor: Unternehmen nutzen die verifizierten Emissionsreduktionen (VERs) nicht für den Ausgleich der eigenen Klimabilanz, sondern beziehen ihre Beiträge auf die Beteiligung an den kollektiven Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung und eine allgemeine Verringerung der globalen Emissionen. Da diese Aktivitäten nicht immer direkt mit dem CO₂-Fußabdruck der beitragenden Unternehmen verbunden sind, sind sie flexibler und bieten neue Möglichkeiten für das Klimaengagement nicht-staatlicher Akteure.
Es braucht mehr Mut
Klimaschutz ist ein langfristiges Thema. Wir sind auf der Marathon-Strecke unterwegs und nicht im Sprint. Denn die Zusammenhänge in der Atmosphäre und in unseren Ökosystemen können wir nicht heute und morgen lösen. Wir brauchen eine langfristige Perspektive – und diese bieten die Contribution Claims. Die Wirtschaft ermöglicht mit ihren Geldern, Projekte zu unterstützen, die langfristig einen Impact haben werden. Das sind Pionier-Projekte, von denen viele im Globalen Süden liegen, zuweilen auch in Staaten oder Regionen, in denen westliche Investoren weniger Erfahrung haben. Hier zu investieren, erfordert Mut und Vertrauen, aber ich bin überzeugt, dass dies der richtige Weg ist.
Nachhaltigkeitsengagement und eine spannende Geschichte
Über Contribution Claims gehen Unternehmen den direkteren Weg, indem sie in ein Projekt investieren, und es mit ihren Mitteln in Form einer Anschubfinanzierung überhaupt erst möglich machen. Die Klimaschutzprojekte können soziale und ökologische Zusatznutzen bieten oder die Entwicklung neuer und innovativer Technologien fördern und so zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. Sie können aber auch für die Erreichung anderer Nachhaltigkeitsziele (SDGs) als dem Klimaschutz verwendet werden. Für Unternehmen bietet diese Bandbreite viele Möglichkeiten für ein neues und langfristiges Narrativ in der eigenen Nachhaltigkeitskommunikation. Sie sind von Anfang an dabei und sehen die Fortschritte vor Ort. Denn gerade in den ersten Jahren passiert sehr viel, das ist eine spannende Zeit und eine Geschichte, voll toller Erfahrungen, die erzählt werden kann und auch soll. Denn durch die Kommunikation ihres Engagements setzen Unternehmen wichtige Impulse für die Branche und gehen als Vorbild für andere Unternehmen und Verbraucher:innen voran.
Eines unserer Beispiele ist ein Renaturierungsprojekt in der Ostkap-Provinz in Südafrika. Hier liegt eine der 36 Biodiversitäts-Hotspot Regionen der Welt; ein Ökosystem, in dem eine hohe Dichte an endemischen Arten – Flora wie Fauna – vorkommen. Dieses Ökosystem ist in den vergangenen 200 Jahren durch private Land- und Viehwirtschaft weitgehend zerstört worden. Viele Farmen werden aufgrund des Strukturwandels oder durch die starke Degradierung der Böden aufgegeben. Jetzt geht es darum, das System wieder herzustellen und den Gemeinden neue Möglichkeiten aufzuzeigen. Wir nehmen dazu die Investitionen von Unternehmen, arbeiten mit lokalen Implementierungspartner:innen zusammen und stellen diese einzigartigen Ökosysteme wieder her. Solche Projekte haben eine Laufzeit von mehr als 30 Jahren und können langfristig in Schutzgebiete überführt werden.
Bei den Projekten vor Ort geht es, wie gesagt, um eine viel größere, ganzheitliche Perspektive, weit über den Klimaschutz hinaus. Es geht um den sozialen Impact, um die Menschen vor Ort. In der Ostkap-Provinz haben 60-85 Prozent der Menschen kein geregeltes Einkommen, sind arbeitslos. Da hat es eine enorme Wirkung, wenn wir hier hunderte Arbeitsplätze schaffen.
Messbarer Impact ist entscheidend
Auch wenn Unternehmen bei Contribution Claims die Emissionsreduktionen nicht für den Ausgleich der eigenen Klimabilanz anrechnen, muss jedes Projekt weiterhin verifiziert sein. Wir arbeiten auch hier mit Verified Emission Reductions (VERs) oder anderen messbaren Einheiten. Jedoch rein aus Gründen der Qualitätssicherung und des Reportings. Denn es handelt sich hier um Investitionen aus der Wirtschaft, für die es hinsichtlich Leistung und Wirksamkeit auch klar definierte, messbare Ziele und Ergebnisse für den Beitrag geben muss. Da sind wir mit unserem ergebnisorientierten Ansatz ganz klar: Der Impact muss belastbar und messbar sein, es handelt sich hier nicht um Spenden, sondern um nachhaltige Investitionen in den Klimaschutz und darüber hinaus. Schließlich wollen Unternehmen ihr Engagement auch weiterhin transparent dokumentieren und kommunizieren.
Ganzheitlicher Ansatz für den Klimaschutz
Wir sehen im Markt eine steigende Nachfrage nach neuen Ansätzen im freiwilligen Klimaschutz, die auch andere Kriterien berücksichtigen. Basis sollte eine Klimaschutzstrategie sein, die entsprechende Vermeidung und Reduktion durch beispielsweise Investitionen in neue Technologien, in Optimierung der Produkte und Lieferketten oder in Schulung von Mitarbeitenden vorsieht, verbunden mit der Messung des CO₂-Fußabdrucks sowie der Zieldefinition: Was kann ich innerhalb meiner Wertschöpfungskette erreichen und welchen Beitrag leiste ich darüber hinaus für den globalen Klimaschutz? Für diesen globalen Beitrag stehen neue, unterschiedliche Modelle zur Verfügung: Im Rahmen des „Ton-for-Ton“-Ansatzes finanzieren Unternehmen Klimaschutzprojekte außerhalb ihrer eigenen Wertschöpfungskette und verknüpfen den Beitrag direkt mit ihrem CO₂-Fußabdruck. Beim „Money-for-Ton“-Ansatz wird ein CO₂-Preis für eine Tonne festgelegt, der in eigene Reduktionsmaßnahmen und Nachhaltigkeitsbemühungen oder auch in Projekte außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette fließen kann. Der Beitrag ist nur indirekt mit dem Kohlenstoff-Fußabdruck des Unternehmens verknüpft. Der „Money-for-Money“-Ansatz ist eine weitere Alternative, Klimaschutzprojekte außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette zu finanzieren. Bei diesem Ansatz stellen die Unternehmen einen vordefinierten Teil ihrer Einnahmen oder Gewinne zur Verfügung, um zum globalen Klimaschutz oder zur Erreichung anderer SDGs beizutragen.
Wir sind jetzt gefordert
Die Vielfalt der Möglichkeiten ist kein Zufall – unser aller Ziel sollte sein, den Klimaschutz wirksam und so umfassend und so flexibel zu ermöglichen, wie es nur geht. Wir dürfen eines nicht vergessen – wir sind weiterhin in einem wachsenden und sich verändernden Markt. Alle Beteiligten sind gefordert, Vertrauen aufzubauen, aus den bisherigen Erfahrungen zu lernen und den Markt weiterzuentwickeln. Wir müssen ins Tun kommen – die Optionen nutzen, die uns zur Verfügung stehen. Contribution Claims haben hier zu einer sinnvollen und wichtigen Weiterentwicklung geführt. Wenn wir nicht handeln, passiert auch nichts und die Klimakrise verschärft sich derweil weiterhin.
Über das Whitepaper von ClimatePartner Impact zu Contribution Claims:
Als Experte für die Entwicklung von Klimaschutzprojekten gestaltet ClimatePartner Impact den Markt für das freiwillige Engagement aktiv mit und veröffentlicht zum Start der COP28 das Whitepaper „Redefining corporate climate action: Shifting from offsetting to contribution claims on the voluntary carbon market“. Je nach strategischer Zielsetzung definieren die Klimaschutzexpert:innen von ClimatePartner Impact drei methodische Ansätze für Unternehmen und Organisationen, um einen Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten: „Ton-for-Ton“, „Money-for-Ton“ und „Money-for-Money“. Im Whitepaper präsentiert ClimatePartner Impact eine detaillierte Gegenüberstellung der drei Modelle sowie deren Vor- und Nachteile.
Lesen Sie dazu hier auch unsere aktuelle Pressemitteilung.
Hier geht es zum Download des Whitepapers.
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