Warum Böden eine so wichtige Rolle für den Klimaschutz spielen
24. November 2022Unser Boden ist nicht nur die Basis für unsere Häuser, Gebäude, Infrastruktur und Parks. Er beherbergt auch historische Daten zum Klima, zur Vegetation und zum Aufstieg und Fall ganzer Zivilisationen über Jahrtausende. Trotzdem gehört er zu den am meisten unterschätzten und am wenigsten verstandenen Wundern unseres Planeten. Was sich unter unseren Füßen befindet, ist voller Leben und ein entscheidender Teil des Klimaschutzes.
In den Böden arbeiten vielfältige und komplexe Netzwerke und Gemeinschaften unermüdlich zusammen. Charles Kellogg hatte völlig Recht mit seinem Satz: „Letztendlich hängt das ganze Leben vom Boden ab. Ohne Boden gibt es kein Leben und ohne Leben keinen Boden. Sie haben sich gemeinsam entwickelt.“
Die Böden sind für den Klimaschutz unersetzlich und müssen daher geschützt werden
Dabei geht es nicht nur darum, wie die Böden uns helfen können, auch wir müssen sie schätzen und schützen, damit sie uns weiterhin als Lebensgrundlage zur Verfügung stehen.
Die Entstehung von 5 Millimetern Boden dauert über 100 Jahre. Zerstört wird er dagegen innerhalb weniger Sekunden - durch chemische Verunreinigungen, Verstädterung, Erdrutsche, Erosion und vieles mehr. Derzeit verlieren wir 50- bis 100-mal schneller an Boden, als dieser aufgebaut werden kann. 60-70% der Böden in Europa gelten als nicht gesund. Leider gibt es nur wenige Daten und Böden werden nur unzureichend geschützt und reguliert.
Wir bauen auf ihnen an und auf ihnen auf. Sie filtern und reinigen unser Wasser, verhindern Überschwemmungen und regulieren unsere Atmosphäre. Deshalb sind die Böden so wichtig für den Kampf gegen den Klimawandel. Sie gehören zu den biologisch vielfältigsten Lebensräumen der Erde, sind ein entscheidender Teil der Stickstoff- und Kohlenstoffkreisläufe und müssen unbedingt beim Klimaschutz berücksichtigt werden. Wir sollten also den Boden unter unseren Füßen immer im Blickfeld behalten!
Ein Teelöffel Erde enthält mehr Mikroorganismen, als es Menschen auf der Erde gibt
Wissenschaftler wissen schon lange, dass der Boden unter unseren Füßen Heimat für mehr und vielfältigeres Leben ist als irgendein anderer Ort auf unserer Erde. Tatsächlich befinden sich 25% der biologischen Vielfalt weltweit in Böden und ihren labyrinthartigen Landschaften aus Tunneln, Löchern, Wurzeln und organischem Material. In einem einzigen Gramm Erde können sich bis zu 50.000 Lebensformen tummeln.
Zu den unterirdischen Bewohnern gehören mikroskopisch kleine Bakterien, Springschwänze, die auf der Spitze eines Bleistifts Platz finden würden, und Milben ebenso wie Tausendfüßler, Schnecken und Regenwürmer, die mehrere Meter lang werden können. Sowie Maulwürfen, Mäusen und Kaninchen in ihren Tunneln und Bauen. Diesen Tieren und Mikroorganismen spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem Boden.
Böden bieten einen idealen Lebensraum für viele Arten und stellen einen perfekten Nährstoffkreislauf dar, bei dem Würmer, Maden, Pilze, Bakterien und andere Zersetzer in jeden Schritt eingebunden sind. Mikroben ernähren sich von Wurzeln, während sich organische Stoffe und Organismen gegenseitig vertilgen und so Nährstoffe freisetzen, die von Pflanzen aufgenommen werden.
Böden sind die Grundlage unseres gesamten Ökosystems
Da Bodenökologie für unser gesamtes Ökosystem entscheidend ist, ist es wichtig, dass wir müssen verstehen, was unter der Erde passiert. Dort werden Nährstoffe wie Kohlen- und Stickstoff, Phosphor und Kalium umgewandelt, um Pflanzen zu ernähren. Auf nährstoffreichen Böden wachsen Nahrung und Wälder, die dann wiederum Kohlendioxid absorbieren und Sauerstoff freisetzen.
Gesunde Böden sind wichtig für alle Rohstoffe, auf denen unsere Weltwirtschaft basiert: Lebensmittel, Ballaststoffe, Blumen, Treibstoff, Medikamente und vieles mehr. Zusammen bildet das, was unter unseren Füßen passiert die Lebensgrundlage für unseren Planeten, von unserer Nahrung bis zu der Luft, die wir einatmen.
Eines der in der Erde lebenden Wesen, das am meisten unterschätzt wird, ist der Regenwurm. Dadurch, dass er sich durch die Erde bohrt, schafft er Atemlöcher, sozusagen die Lungen des Bodens. so entsteht Platz für Pflanzenwurzeln, die den Boden am Leben halten.
Neben den Tieren gibt es in der Erde auch große und komplexe Pilzhyphen. Pflanzen und Pilze brauchen einander, um zu wachsen. Pilze können im Gegensatz zu Pflanzen kein CO2 binden, sind aber besser darin, Nährstoffe aus der Erde zu gewinnen – so entsteht ein Tauschhandel. Die Pflanzen geben Kohlenstoff an die Pilze ab, damit diese wachsen können, und erhalten dafür Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor. Davon profitieren beide Seiten. Das ist nur ein Beispiel für dieses vernetzte Ökosystem: Pflanzenreste verrotten und werden so zu Nahrung für Mikroben, von denen sich wiederum Würmer ernähren. Würmer werden von Vögeln gefressen und der Kreislauf setzt sich fort.
Über Jahrmillionen haben Mikroorganismen im evolutionären Wettbewerb außerdem die Fähigkeit entwickelt, antibiotische Verbindungen zu produzieren und damit ihre Nachbarn zu bekämpfen. Diese Verbindungen sind die Grundlage für viele Antibiotika, die in der Medizin eingesetzt werden. Die Böden liefern uns also pharmazeutische Wirkstoffe und gerade in diesem Bereich steckt noch viel Potential. Unsere Böden sind das perfekte Recyclingsystem, denn nichts wird verschwendet. Dafür liefern sie uns Menschen fast alles, was wir brauchen.
Im Kampf gegen den Klimawandel müssen wir Wasserkreisläufe und Kohlenstoffsenken schützen
Böden fungieren auch als Filtersystem für unser Wasser. Wenn Wasser durch die Böden fließt, binden Lehm und organische Stoffe Verunreinigungen und entfernen sie aus dem Wasser. So entsteht reines Trinkwasser für alle Lebewesen auf der Erde. Bei extremen Wetterereignissen ist es außerdem sehr wichtig, dass – gesunde – Böden riesige Mengen Wasser speichern können und so Überschwemmungen und andere klimabedingte Katastrophen verhindern. Dank der Mikroben, Pflanzenwurzeln und Organismen, die sich durch die Erde wühlen, können die Erdpartikel zusammenkleben und so eine Struktur schaffen, in die Wasser eindringen kann. Je mehr Lehm und organische Stoffe die Böden enthalten, desto mehr Wasser können sie speichern.
Eine weitere wichtige Funktion der Böden ist die Klimaregulierung. Erde ist eine Schlüsselkomponente der Kohlenstoff-, Stickstoff- und Wasserkreisläufe und hat so auch Auswirkungen auf die Treibhausgas- und Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre.
In ihrer Funktion als Kohlenstoffsenken absorbieren Böden CO2 und speichern es in stabiler Form. Pflanzen holen CO2 aus der Luft, um es in Zucker und Proteine umzuwandeln, von denen einige über die Wurzeln dann wieder als Nahrung für andere Lebensformen in die Erde zurückgeleitet werden. Die lebendige Biomasse im Boden zersetzt Pflanzen. Tierische Rückstände speichern Kohlenstoff unter der Erde, sodass weniger CO2 in die Atmosphäre gelangt.
Die Böden unserer Erde speichern dreimal so viel Kohlenstoff wie alle Pflanzen zusammen, inklusive unserer Wälder. Deshalb sind die Böden eine der wichtigsten naturbasierten Lösungen für den Kampf gegen den Klimawandel!