Fünf entscheidende Schritte auf dem Weg zu Net Zero
30. März 2022Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen Unternehmen ihre CO2-Emissionen erheblich reduzieren und bis spätestens 2050 den Übergang zu Net Zero schaffen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie den Weg dorthin erfolgreich meistern.
Der Klimawandel hat bereits in allen Regionen der Welt sichtbare Schäden hinterlassen: Steigende Temperaturen, längere Dürre- und Trockenperioden, Hitzewellen, Überschwemmungen und andere extreme Wetterereignisse werden immer häufiger. Diese negativen Auswirkungen könnten sich bald noch verschlimmern, wenn die CO2-Emissionen nicht noch schneller als bisher reduziert werden, so ein aktueller Bericht des Weltklimarats (IPCC).
Klimaschutz spart Kosten und fördert Wachstum
Bis 2050 müssen sowohl der globale Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius begrenzt als auch die CO2-Emissionen auf null reduziert werden. Das schreibt das Pariser Klimaabkommen als dringende, kollektive Verantwortung der gesamten Menschheit im Klimaschutz vor.
Doch der Klimaschutz kann für Unternehmen auch wirtschaftliche Vorteile haben. Bereits im Jahr 2018 kam das Tyndall Centre for Climate Change Research zu dem Ergebnis, dass die Begrenzung der globalen Erderwärmung dazu beiträgt, Kosten zu sparen und das Wirtschaftswachstum zu fördern.
Fünf entscheidende Schritte zum Net Zero-Ziel
Um das Net Zero-Ziel zu erreichen, müssen idealerweise bereits vor dem Jahr 2030 erhebliche Veränderungen vorgenommen werden. Unternehmen aller Branchen und Größen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und dem Übergang zu einer Net Zero Economy. Doch wie kann dieses Ziel erreicht werden?
1. Ermitteln und messen Sie den CO2-Fußabdruck Ihres Unternehmens
Der Eckpfeiler einer Net Zero-Strategie eines Unternehmens ist die drastische Reduzierung der CO2-Emissionen. Um dies zu erreichen, muss jedes Unternehmen zunächst seinen CO2-Fußabdruck ermitteln.
Der CO2-Fußabdruck eines Unternehmens ermittelt die Gesamtmenge aller Treibhausgase, die direkt oder indirekt durch seine Aktivitäten ausgestoßen werden. Um dies genau zu messen, hat das Greenhouse Gas Protocol (GHGP) einen globalen, standardisierten Rahmen geschaffen. Ein CO2-Fußabdruck ist gemäß dem GHG-Protokoll in so genannte „Scopes“ unterteilt:
Scope 1: umfasst alle CO2-Emissionen, die direkt von Ihrem Unternehmen freigesetzt werden, wie z. B. die Fahrzeuge und Anlagen Ihres Unternehmens.
Scope 2: umfasst die indirekten CO2-Emissionen Ihres Unternehmens, wie z. B. den Stromverbrauch Ihres Gebäudes.
Scope 3: umfasst alle anderen Emissionen, die entlang Ihrer gesamten Wertschöpfungskette, einschließlich der Rohstoffe, der Logistik, der Geschäftsreisen oder Arbeitswege Ihrer Mitarbeiter, anfallen.
Allerdings besteht die Herausforderung darin, Ihre gesamte Wertschöpfungskette zu berücksichtigen, auf die Sie größtenteils keinen Einfluss haben. Es ist daher ratsam, mit einem erfahrenen Partner bei der Erstellung der CO2-Bilanz zusammenzuarbeiten.
2. Identifizieren und berechnen Sie den CO2-Fußabdruck Ihrer Produkte
Jede Ware oder Dienstleistung hat eine Auswirkung auf die Umwelt. Bei der Berechnung des CO2-Fußabdrucks eines Produkts oder einer Dienstleistung werden alle Treibhausgase, die während des gesamten Produktlebenszyklus von den Rohstoffen über die Herstellung bis zur Auslieferung anfallen, ermittelt und berechnet.
Dieser Vorgang hilft Ihnen dabei, Ihre Produkte langfristig nachhaltiger zu gestalten und die Produktionskosten zu senken.
3. Reduzieren Sie Ihre CO2-Emissionen mit kurz- und langfristigen Strategien
Eine drastische Reduzierung der CO2-Emissionen Ihres Unternehmens ist bei weitem der wichtigste Schritt, um das Net Zero-Ziel zu erreichen. Setzen Sie sich dabei klare kurzfristige und langfristige Etappenziele. Folgende Empfehlungen können Ihnen dabei helfen:
- Materialien: Legen Sie Wert auf die Beschaffung umweltfreundlicher Materialien und auf eine Zusammenarbeit mit nachhaltigen Lieferanten.
- Verkehr: Nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel oder Carsharing für Geschäftsreisen. Versuchen Sie möglichst auf Flugreisen zu verzichten. Stellen Sie auf Hybrid- oder vollelektrische Firmenwagen und Flottenfahrzeuge um.
- Kommunikation: Halten Sie Ihre Meetings und Veranstaltungen wo möglich digital.
- Einrichtungen: Verbessern Sie die Effizienz Ihrer bestehenden Energieanlagen, um Energieverschwendung zu vermeiden. Beziehen Sie so viel Energie aus erneuerbaren Quellen wie möglich.
- Investitionen: Investieren Sie in effiziente und zuverlässige grüne Technologien, die CO2-Emissionen und Kosten reduzieren.
4. Gleichen Sie Ihre Restemissionen aus
Ganz gleich, wie viel Sie reduzieren – eine bestimmte Menge Restemissionen bleibt stets zurück. Diese kann durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten ausgeglichen werden. Der Ausgleich restlicher CO2-Emissionen ist ein wichtiger Schritt im ganzheitlichen Klimaschutz.
Es gibt eine Vielzahl von zertifizierten Klimaschutzprojekten, die dazu beitragen, das fragile Gleichgewicht des globalen Kohlenstoffkreislaufs wiederherzustellen.
Dieser Kreislauf, der lange ein überlebenswichtiges CO2-Gleichgewicht auf der Erde garantierte, besteht aus Kohlenstoffquellen und Kohlenstoffsenken (Speicher). Die Kohlenstoffquellen, z.B. die Verbrennung fossiler Brennstoffe, setzen CO2-Emissionen in die Atmosphäre frei. Deren kontinuierlicher Anstieg seit Beginn der Industrialisierung stellt den größten Treiber im Klimawandel dar.
Die Kohlenstoffsenken, wie zum Beispiel Pflanzen, Ozeane und Böden, nehmen die CO2-Emissionen auf und dienen als natürliche Speichersysteme.
Klimaschutzprojekte wie die Aufforstung von Wäldern, der Ausbau erneuerbarer Energien oder die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser in Entwicklungsländern tragen dazu bei, den globalen Kohlenstoffkreislauf wiederherzustellen. Sie helfen gleichzeitig, die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) weltweit zu erreichen.
Achten Sie darauf, dass die Klimaschutzprojekte, die Sie zum Ausgleich Ihrer Restemissionen auswählen, bestimmte Qualitätsanforderungen wie den Gold Standard, Verified Carbon Standard oder Climate, Community and Biodiversity Standard erfüllen.
Unternehmen müssen sich jedoch auch darüber im Klaren sein, dass der CO2-Ausgleich keine Alternative zur Reduzierung von CO2-Emissionen darstellt.
5. Kommunizieren Sie Ihre Klimaschutzstrategie an Ihre Kunden
Haben Sie in Ihrem Unternehmen bereits eine Klimaschutzstrategie erfolgreich eingeführt? Dann zeigen Sie Ihren Stakeholdern und Kunden Ihr Engagement im Klimaschutz und kommunizieren Sie, was sie tun, um nachhaltiger zu werden.
Kennzeichnen Sie Ihre Produkte mit anerkannten Siegeln, wie zum Beispiel „klimaneutral“, „recycelt“ oder „biologisch“, um Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu verdeutlichen und Ihren Kunden dabei zu helfen, kluge Kaufentscheidungen zu treffen. Vergewissern Sie sich, dass das Etikett Ihre Klimaschutzbemühungen glaubwürdig und transparent kommuniziert.
Ergebnisse einer aktuellen Studie von GlobeScan im Auftrag der NGO Forest Stewardship Council (FSC) unterstreichen den Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Kaufentscheidungen bei Konsumenten. GlobeScan hat 12.000 Teilnehmer aus 15 unterschiedlichen Ländern über ihr Kaufverhalten befragt. Demnach beeinflusst das Thema Nachhaltigkeit die Kaufentscheidung von 80 Prozent der Befragten.
Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine repräsentative Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Appinio im Auftrag von ClimatePartner im Januar 2021 in Deutschland durchgeführt hat. Sie zeigt, dass 60 Prozent der Befragten so oft wie möglich umweltfreundliche Produkte kaufen. Mehr noch: Über 90 Prozent der Verbraucher zwischen 16 und 65 Jahren halten Klimaschutz für wichtig.
Die Umfrage zeigt auch, dass die Hälfte der Verbraucher bereits auf entsprechende Informationen und Etiketten achtet, wenn es um verursachte CO2-Emissionen von Produkten geht. Daher lassen Sie Ihre Stakeholder und Kunden wissen, wie nachhaltig Sie sind.
Auch wenn der Weg zu einem Net Zero-Unternehmen weitreichende Veränderungen erfordert, bietet er langfristig beachtliche wirtschaftliche Vorteile. Für unseren Planeten stellt er einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen den Klimawandel dar. Kurzum: Nachhaltigkeit lohnt sich – für Mensch, Natur und Wirtschaft.