Klimaanpassung – Wo unsere Erde schnelle Hilfe benötigt
20. Dezember 2023Klimaanpassung – Wo unsere Erde schnelle Hilfe benötigt
„Die Erde hat Fieber. Und das Fieber steigt.“ Die Worte des früheren US-Vizepräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Al Gore sind aktueller denn je. Stellen wir uns vor, wir wären der behandelnde Arzt – was würden wir tun? Zum einen würden wir Maßnahmen ergreifen, die verhindern, dass das Fieber weiterhin steigt. Zum anderen würden wir versuchen, die bereits bestehenden Symptome erträglicher zu machen. Auch für die Zukunft unseres Planeten ist Fachleuten und Staaten längst klar, dass beides dringend notwendig ist: Klimaschutz und Klimaanpassung.
Klimaresilienz und die Grenzen der Anpassung
Klimaschutzmaßnahmen sind wichtig, um die Klimaerwärmung zu reduzieren. Daneben ist es aber auch wichtig, die Klimaresilienz zu verbessern. Genau dieses Ziel verfolgen die Staaten mit der Klimaanpassung. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) definiert sie als „Initiativen und Maßnahmen, um die Empfindlichkeit natürlicher und menschlicher Systeme gegenüber tatsächlichen oder erwarteten Auswirkungen der Klimaänderung zu verringern“. Doch auch die Anpassungsfähigkeit hat Grenzen und diese sind in manchen Bereichen allmählich erreicht. Der IPCC unterscheidet zwischen harten und weichen Grenzen der Anpassungsfähigkeit (Sechster Sachstandsbericht, 2022). Harte Grenzen können beispielsweise evolutionär bedingt sein. Hier werden bestehende Anpassungsmaßnahmen wirkungslos, zudem bestehen keine weiteren Optionen zur Anpassung. Die Folge: ein lokales oder auch generelles Aussterben von Arten. In manchen Ökosystemen sind harte Grenzen bereits erreicht, beispielsweise bei tropischen Korallenriffen, bei denen es bereits zu irreversiblen Verlusten kam. Mit großer Sicherheit werden zukünftig weitere Arten und Ökosysteme an Land und im Wasser an harte Grenzen ihrer Anpassungsfähigkeit stoßen – sogar bei weniger als 1,5 °C Erwärmung. Die Folgen sind oft weitreichend: Arten sterben aus, Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht und es kommt zum Verlust von Lebensgrundlagen.
Zu den weichen Grenzen zählen vor allem unzureichende finanzielle Möglichkeiten zur Umsetzung von Anpassungsoptionen. Hier gibt es international große Unterschiede.
Je höher die Verletzlichkeit, desto schwieriger die Anpassung
Die Anpassungsfähigkeit von Ländern und Gesellschaften ist abhängig von ihrer Vulnerabilität. Zum einen gibt es Regionen, die besonders stark von Klimaveränderungen betroffen sind. Hierzu zählen beispielsweise kleine Inselstaaten, die durch den ansteigenden Meeresspiegel bedroht sind, oder auch Länder in den Tropen oder Subtropen, wo Extremwetterlagen wie Wirbelstürme oder Dürren häufiger vorkommen und stärker ausfallen. Zum anderen spielen die ökonomische und technische Leistungsfähigkeit sowie das verfügbare Wissen eine große Rolle dabei, wie gut sich Länder an die Veränderungen anpassen können. Laut IPCC weisen die am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries, LDCs) eine besonders hohe Vulnerabilität auf. Sie spüren die Auswirkungen des Klimawandels am stärksten und haben zugleich weniger Möglichkeiten für die Anpassung. So verwundert es nicht, dass sich auch auf den internationalen Klimakonferenzen, wie kürzlich auf der COP28, die Diskussionsschwerpunkte langsam verschieben. Die ärmeren Länder fordern von den Verursacherstaaten finanzielle Unterstützung zur Bewältigung der „Schäden und Verluste“. Auch auf der diesjährigen COP wurde über internationale Förderprogramme, wie den so genannten Least Developed Country Fund (LDCF), diskutiert.
Anpassung und Mitigation müssen Hand in Hand gehen
Die Klimaanpassung ist keine Alternative zur Mitigation, also der Begrenzung der Treibhausgasemissionen. Beide zusammen bilden die zentralen Säulen aktueller Klimaschutzaktivitäten. Und für beide braucht es zum einen die internationale Zusammenarbeit, zum zweiten individuelle Lösungen, angepasst an die örtlichen Verhältnisse und Möglichkeiten.
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