Alles, was Sie über Emissionsfaktoren wissen müssen
4. Januar 2023Emissionsfaktoren (EF) sind ein wesentlicher Bestandteil der Berechnung eines CO2-Fußabdrucks. Es handelt sich um repräsentative Werte, die die Auswirkungen verschiedener Materialen und Prozesse auf die Umwelt wiedergeben. Sie sind die Grundlage für die Berechnung der geschätzten Treibhausgasemissionen einer bestimmten Tätigkeit oder eines Prozesses.
Ein EF stellt die durchschnittliche Treibhausgasemissionsrate aus einer bestimmten Quelle dar und kann in kg CO2e/kW h ausgedrückt werden. Dies entspricht der Menge an CO2-Äquivalente (CO2e) in Kilogramm, die pro Kilowattstunde verbrauchten Erdgases ausgestoßen wird.
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Erderwärmungspotenzial und CO2-Äquivalente
Um die Daten vergleichbar über alle Treibhausgase zu machen, werden die Emissionen im Allgemeinen in eine Einheit umgerechnet, die als CO2-Äquivalente oder CO2e bekannt ist. Diese Einheit wird in Kilogramm gemessen und repräsentiert die Auswirkungen aller anderen Treibhausgase mit ihren relativen Erderwärmungspotenzialen (global warming potential – GWP).
Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ermittelt das GWP der sieben wichtigsten Treibhausgase und Gasgruppen, wobei CO2 als Basiseinheit für das GWP verwendet wird. Für die Berechnung eines CO2-Fußabdrucks wird üblicherweise das GWP-100 verwendet, das sich auf das Erderwärmungspotenzial des Gases über einen Zeitraum von 100 Jahren bezieht und die langfristigen Auswirkungen des Schadstoffs aufzeigt.
Wie Emissionsfaktoren bestimmt werden
Emissionsfaktoren werden im Allgemeinen als Gewicht an CO2e ausgedrückt, geteilt durch eine Referenzeinheit. Diese Referenzeinheit kann das Gewicht, das Volumen, die Strecke oder die Dauer einer Aktivität sein. Auch eine speziell für ein bestimmtes Szenario geltende Referenzeinheit kann verwendet werden. Wichtig ist dabei, dass die verwendeten Daten für die Referenzeinheit mit denen des EFs zusammenpassen.
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten zur Bestimmung der EF, darunter Tests und Experimente, mathematische Modellierung und Bilanzierung von Materialien. Aufgrund dieser Vielzahl an Methoden kann demselben Produkt oder derselben Tätigkeit unterschiedliche EF zugewiesen werden. In den meisten Fällen stellen die EF den Durchschnitt aller verfügbaren Daten von ausreichend hoher Qualität dar.
Datenbanken für Emissionsfaktoren
EF können über eine Reihe von Datenbanken abgerufen werden. Gängige Open-Source-Datenbanken werden von Umweltbehörden, wie DEFRA in Großbritannien, oder von unabhängigen Einrichtungen, wie der Datenbank des IPCC, bereitgestellt. Beispiele für kommerzielle Datenbanken sind Ecoinvent und Agri-footprint. Andere Quellen sind Forschungsberichte und einige branchenspezifische Datenbanken.
Wie man Emissionsfaktoren in Berechnungen verwendet
Emissionsfaktoren liefern die Werte, die ein Unternehmen möglicherweise nicht selbst berechnen kann, um Umweltauswirkungen von Materialen und anderen Aktivitäten vergleichbar zu machen. Sie ermöglichen eine CO2-Bilanzierung für jedes Produkt und jede Dienstleistung, auch wenn es sich nur um eine erste Schätzung handelt. Allerdings bieten EF allein nur eine Annäherung an den tatsächlichen CO2-Fußabdruck.
Obwohl sie eine hervorragende Datenquelle für das Treibhausgaspotenzial sind, geben sie keinen Aufschluss über die Menge, die Entfernung, die Dauer und andere relevante Aspekte der eingesetzten Materialien und Prozesse. Diese wichtigen Details werden als Aktivitätsdaten bezeichnet. Die Emissionen eines Produkts werden durch Multiplikation der EF mit den Aktivitätsdaten berechnet. Somit muss das berichtende Unternehmen immer Aktivitätsdaten liefern, um den CO2-Fußabdruck zu berechnen.
Limitierungen von Emissionsfaktoren
In der Regel werden die Emissionsfaktoren mit einer Cradle-to-gate Systemgrenze berechnet. Das heißt alle Emissionen vom Beginn der Produktion bis zum Verlassen des Produkts aus den Hallen des produzierenden Unternehmens sind abgedeckt. Einige Datenbanken weichen von diesem Ansatz ab und manchmal unterscheiden sich die Systemgrenzen von Prozessen und Tätigkeiten stark voneinander. Das sollte bei ihrer Verwendung in der CO2-Bilanzierung berücksichtigt werden.
Selbst für das gleiche Material können EF aufgrund unterschiedlicher Forschungsmethoden, Regionen und Zeiträume, in denen sie erfasst wurden, variieren. Das hat zur Folge, dass sich die Datenqualität zwischen den EF unterscheidet und sie somit weniger relevant sind. Aufgrund unterschiedlicher Produktionsprozesse können auch mehrere EF für ein Produkt in Frage kommen. Faktoren, wie die Region oder die Referenzeinheit, erleichtern die Wahl des geeigneten EFs.
Primärdaten über Emissionsfaktoren
Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich bei einem Emissionsfaktor nur um eine Schätzung handelt, die mit Hilfe von Daten und Annahmen aus Studien berechnet wird. In einigen Fällen stammen die Zahlen aus einer allgemeinen Datenbank oder stellen einen Marktdurchschnitt dar und haben wenig mit der Realität des Produktionsprozesses zu tun. Aus diesem Grund werden die Berechnungen genauer, wenn EF durch Primärdaten ersetzt werden, sofern dies möglich ist.
EF sind konservative Schätzungen, da sie alle Abweichungen innerhalb der Kategorie berücksichtigen müssen. Daher sind produktspezifische Primärdaten immer genauer und führen wahrscheinlich sogar zu einem niedrigeren Ergebnis der CO2-Berechnung.
Das Ersetzen der EF durch Primärdaten bedeutet, dass die anschließenden Bemühungen zur Emissionsreduktion viel gezielter sein können. Durch die Verwendung einer möglichst genauen Schätzung der tatsächlichen Emissionen können CO2-“Hotspots“ identifiziert und reduziert werden, zum Beispiel durch den Ersatz eines Rohstoffs oder die Steigerung der Effizienz eines Prozesses.
Die Beschaffung von Primärdaten aus der gesamten Wertschöpfungskette wird auch die Reduktionsbereiche für Lieferanten und Kunden aufzeigen. Tools, wie die ClimatePartner Network Platform, können den Prozess der Berechnung der Scope 3 Emissionen erheblich vereinfachen.
Jeder Schritt zählt
Emissionsfaktoren sind für die Berechnung der Emissionen eines Produkts, einer Dienstleistung oder eines Unternehmens unerlässlich. Sie bilden den Ausgangspunkt für die Entwicklung von Strategien zur Emissionsreduktion. Emissionsfaktoren sind eine wertvolle und unverzichtbare Ressource, aber sie sind nicht die beste oder einzige Option für die Berechnung einer CO2-Bilanz. Jeder noch so kleine Anteil an Primärdaten, der in Ihre Berechnungen einfließen kann, führt zu einer genaueren Schätzung und liefert Ihnen konkretere Ziele für Reduktionsmaßnahmen.
Für Unternehmen, die sich gerade erst auf den Weg zu Net Zero machen, besteht der erste Schritt darin, den CO2-Fußabdruck Ihres Unternehmens oder Ihrer Produkte zu berechnen. ClimatePartner kann Ihnen bei der Berechnung Ihrer Emissionen und der Festlegung von Reduktionszielen behilflich sein. Machen Sie den nächsten Schritt im Klimaschutz und kontaktieren Sie uns noch heute.
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