Eine Stellungnahme zum SBTi Annual Progress Report 2020 von Katrin Huth und Lukas Zenz
Mit dem Pariser Klimaabkommen 2015 verpflichteten sich die Regierungen der Welt, Maßnahmen zu ergreifen, um den globalen Temperaturanstieg auf deutlich unter 2 Grad Celsius, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Nicht nur die Politik, auch die Wissenschaft ist sich einig darüber, dass nur auf diese Weise die schlimmsten Auswirkungen des globalen Klimawandels verhindert werden können. Folgerichtig wurde noch im selben Jahr die Science Based Targets Initiative (SBTi) gegründet. Ihr Ziel ist es, Unternehmen dafür zu mobilisieren, Ziele zur Reduzierung von CO2-Emissionen im Einklang mit der Klimawissenschaft festzulegen.
Fünf Jahre später steigen die weltweiten Emissionen immer noch an. Selbst die Auswirkungen der COVID-Pandemie auf die Weltwirtschaft konnten daran nichts ändern. Dies zeigt, dass wir noch nicht auf dem richtigen Weg sind, um das Net-Zero-Ziel zu erreichen und die gefährlichen und unumkehrbaren Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden.
Unternehmen, die sich an den SBT-Anforderungen orientieren, können ihre Emissionen besser reduzieren
Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung. Der Hebel, den Unternehmen mit validierten SBT-Zielsetzungen für den Klimaschutz bilden, wird kontinuierlich stärker. Laut dem SBTi-Jahresfortschrittsbericht 2020 haben sich bis Anfang 2021 über 1.100 Unternehmen zu SBTs verpflichtet und über 570 Unternehmen haben entsprechende Ziele festgelegt und validiert. Von diesen legten mehr als 390 ihre Verpflichtungen im Einklang mit dem Reduktionsziel von 1,5 Grad Celsius fest. Insgesamt hat sich somit die Menge der Scope-1- und Scope-2-Emissionen, die von SBTs abgedeckt werden, seit 2015 verfünffacht, von 231 Millionen auf nun 1,2 Milliarden Tonnen. Diese Summe entspricht etwa 3,6 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen aus Energie und Industrie oder den jährlichen Emissionen von 308 Kohlekraftwerken.
Der Bericht stellt nun fest, dass "... das typische SBTi-Unternehmen seine Scope-1- und Scope-2-Emissionen im Durchschnitt um 6,4 Prozent pro Jahr reduziert. Dies ist deutlich mehr als die 4,2 Prozent, welche die SBTi für Reduktionen verlangt, die sich am 1,5 Grad-Ziel orientieren." Dies zeigt, dass die Festlegung von ehrgeizigen Emissionsreduktionszielen ein wichtiges Instrument zur Steuerung der Treibhausgasemissionen von Unternehmen ist. Es trägt wesentlich zur systematischen Reduzierung negativer Umweltauswirkungen und der Erreichung von Klimaneutralität bei. SBTi-Unternehmen sind nachweislich Vorreiter, wenn es um den Übergang hin zu einer möglichst freien CO2-Wirtschaft geht.
Herausforderungen
Der Weg zur Festlegung eines wissenschaftlich fundierten Ziels stellt an Unternehmen eine Reihe von anspruchsvollen Anforderungen:
Erstens müssen sie ausreichend Transparenz über ihre tatsächlichen CO2-Emissionen haben. Die Berechnung der Treibhausgasbilanz eines Unternehmens, der u.a. auch die Emissionen der Wertschöpfungskette aus eingekauften Waren und Dienstleistungen, der Logistik oder der Nutzungsphase eines Produkts einschließt, kann sehr komplex sein. Es ist oft ein zeitaufwändiger, datenintensiver Weg, die richtigen und relevanten Informationen zu finden. Für die meisten Unternehmen kann es daher schon der anspruchsvollste Schritt sein, einen genauen Überblick über ihre Emissionen zu erhalten.
Zweitens ist es notwendig, die aktuellen und zukünftigen Reduktionspotenziale zu analysieren, um die entsprechenden Reduktionsmaßnahmen im Unternehmen voranzutreiben. Hier müssen alle relevanten Abteilungen, Organisationseinheiten und Funktionen an einen Tisch gebracht werden, um machbare Änderungen in den Prozessen, dem Energieverbrauch oder der Logistik zu identifizieren. Dies kann bis hin zu einer möglichen Anpassung des Designs und der Zusammensetzung von Produkten oder Dienstleistungen führen, die zu einer weit reichenden Reduzierung der Emissionen beitragen.
Schließlich hat die SBTi Kriterien und Anforderungen definiert, die Unternehmen bei der Erreichung der Ziele anleiten sollen. Damit ein Ziel durch die SBTi validiert und öffentlich kommuniziert werden kann, müssen sich die Unternehmen strikt an die Zieldefinitionen halten, u. a. an den Umfang des Ziels, den Reduktionspfad oder die Ausgangsbasis und das Zieljahr. Die richtige Umsetzung dieser Anforderungen kann für Unternehmen, die dies auf eigene Faust tun, sehr komplex sein. Die SBTi passt daher die Methodik kontinuierlich an, um den Prozess zu vereinfachen und die öffentliche Meinung zu berücksichtigen.
ClimatePartner unterstützt Unternehmen auf ihrem SBT-Weg
Die Rechnung mit der Orientierung an den SBTs geht nur dann auf, wenn sich eine Mehrheit der Unternehmen weltweit zu so definierten Emissionsreduktionszielen bekennt. Wir von ClimatePartner wollen Unternehmen dazu ermutigen und unterstützen sie dabei aktiv. Wir entwickeln spezielle Lösungen, die unseren Kunden helfen, diesen Weg zu gehen. Um das Konzept der Science Based Targets vorzustellen und Unternehmen über die einzelnen Schritte aufzuklären, führen wir auch Online-Veranstaltungen wie unsere ClimatePartner Deep Dives zu den Science Based Targets durch.
Die Festlegung eines wissenschaftsbasierten Emissionsreduktionsziels ist eine wichtige Investition in die langfristige Ausrichtung eines Unternehmens, zum Wohle unserer Gesellschaft und der Umwelt. Dass sich dieser Aufwand auszahlt, unterstreicht der SBTi-Fortschrittsbericht 2020: "Diejenigen Unternehmen, die sich solche Ziele gesetzt haben, haben ihre Emissionen seit 2015 erfolgreich um 25 Prozent reduziert, was bereits einer Differenz von 302 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten oder den jährlichen Emissionen von 78 Kohlekraftwerken entspricht."
Eine detailliertere Einführung in die Kernprinzipien der SBT und wie Unternehmen am meisten davon profitieren können, wird in einem späteren Artikel dieser Climate Action Insights-Reihe behandelt.