Fünf Key Take Aways der COP27

29. November 2022

Nach zähen Verhandlungen endete die Weltklimakonferenz - COP27 - am Sonntag, dem 20. November 2022. Damit dauerte sie zwei Tage länger als geplant. Begonnen hatte die Konferenz zwei Wochen zuvor mit eindrucksvollen Statements. Der Premierminister der Bahamas, Philip Davis, sagte „Wir geben nicht auf...denn die Alternative ist, dass wir dazu verdammt sind, in einem nassen Grab zu enden“ und wiederholte damit die Handlungsaufforderungen der schutzbedürftigsten Nationen. Es gab Höhen und Tiefen: von der historischen Vereinbarung über einen Ausgleichsfonds für Klimaschäden bis hin zu einer größeren Präsenz von Lobbyisten für fossile Brennstoffe. ClimatePartner stellt fünf der wichtigsten Ergebnisse vor:

1. Ausgleichsfonds für Klimaschäden und Verluste

Das wohl wichtigste Ergebnis der COP27 war die historische Vereinbarung über einen Ausgleichsfonds für Klimaschäden. Damit werden Ländern, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, Finanzhilfen zur Verfügung gestellt. Umsetzen soll diesen Mechanismus das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC)). Allerdings müssen hierfür noch viele Einzelheiten geklärt werden, wie die Mittel gesammelt und verteilt werden.

Im März 2023 soll ein Komitee zusammenkommen und festlegen, wie und von wem die Zahlungen erfolgen.  Die Länder des Globalen Südens fordern eine solche Finanzierung bereits seit 1992 und haben somit nun einen großen Meilenstein für die am meisten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffenen Nationen errungen. Der Wendepunkt kam mit der Einigung der EU und der USA auf die Bedingung, dass schutzbedürftigen Ländern bei den Finanzhilfen Priorität eingeräumt wird und dass die Hilfen nicht auf Länder mit hohen Treibhausgasausstößen (mit ihren großen Volkswirtschaften) ausgeweitet werden können, die weiterhin als sich entwickelnde Länder gelten, wie beispielsweise China oder Saudi-Arabien. Bislang haben allerdings nur wenige Länder ihren Beitrag zu dem Fonds zugesagt. Somit hat er nach der COP27 erst einmal eine eher symbolische Bedeutung. Das Fondskomitee wird bei der COP28 im nächsten Jahr in Dubai Vorschläge zur Umsetzung der neuen Finanzierungsbedingungen und des eigentlichen Fonds machen.

Dort wird man auch darüber entscheiden müssen, ob oder in welcher Form sich Schwellenländer wie China oder Indien beteiligen. Sollten sie einen Beitrag leisten? Viele Nationen meinen ja. Sollten sie Finanzhilfen erhalten? Beide Länder sind der Meinung, dass ihnen diese zustehen. 

2. Die Ölindustrie war stark präsent

Bei der diesjährigen Weltklimakonferenz waren deutlich mehr Delegationen aus der fossilen Industrie vertreten - sowohl Länder als auch Unternehmen. Manche Teilnehmer hatten das Gefühl, die Pavillons hätten auch auf einer Öl- und Gasmesse stehen können. 

Die Länder des Globalen Südens und Nordens waren sich im Vorfeld darüber einig, dass man sich bei dieser COP darauf einigen muss, die Nutzung fossiler Brennstoffe auslaufen zu lassen. Leider wirkte sich aber die überdeutliche Präsenz der Lobby für fossile Brennstoffe erneut deutlich auf die Schlussvereinbarung aus. „Ein klares Bekenntnis zur Abkehr von allen fossilen Brennstoffen? Nicht in diesem Text.“, meinte Alok Sharma, Präsident der COP26 in Glasgow. In der Schlussvereinbarung finden sich keine Verpflichtungen, die Nutzung von fossilen Brennstoffen auslaufen zu lassen oder zu reduzieren. Stattdessen enthält sie fragwürdige neue Formulierungen zu „emissionsarmer Energie“, die wiederum den Schluss zulassen, dass fossile Brennstoffe als Teil einer grünen Energiewende betrachtet werden könnten. Positiv ist dagegen, dass die Pläne der Ölstaaten gescheitert sind, vorherige Abkommen auszusetzen, um so ihre eigenen Öl- und Gasreserven ausbeuten zu können. In diesem Punkt konnten die Länder des Globalen Südens ihre klare Linie beibehalten. 
So gab es zwar keine Fortschritte, aber auch keine Verschlimmerung.

3. Brasilien ist wieder da!

Einer der Stars der Konferenz war in diesem Jahr der soeben wiedergewählte brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (Lula). Seinen Wahlkampf hatte er hauptsächlich auf dem Versprechen aufgebaut, die Entwaldung im Amazonasgebiet drastisch zu reduzieren. Er schlug sogar vor, die COP30 mitten im brasilianischen Regenwald zu veranstalten. Lula hatte die COP27 bewusst für seinen ersten internationalen Auftritt nach seiner Wiederwahl ausgewählt und übte scharfe Kritik an Regierungen weltweit, die Warnungen zu den Problemen unserer Erde ignorieren und stattdessen Billionen von Dollar für Kriege ausgeben.  

„Unser Planet schlägt permanent Alarm, dass wir einen zweiten brauchen, um zu überleben“, sagte er. „Aber wir ignorieren diesen Alarm einfach. Wir geben Billionen von Dollar für Kriege aus, die nichts als Zerstörung und Tod mit sich bringen, während gleichzeitig 900 Millionen Menschen weltweit nichts zu essen haben.“

Lula forderte auch die reichen Nationen auf, ihr Versprechen einzulösen und pro Jahr 100 Millionen Dollar für benachteiligte Länder zur Verfügung zu stellen, damit sich diese besser an den Klimawandel anpassen und Treibhausgasemissionen reduzieren können. Dieser Gedanke, wenn er auch nicht nur durch Lulas mitreißende Rede aufgekommen war, prägte die gesamte Konferenz und führte schließlich zur Vereinbarung über den Klimafonds. 

4. Ist das 1,5 °C-Ziel noch realistisch? 

Die Chancen stehen 50:50, dass wir diesen wichtigen Punkt in der Temperaturerhöhung innerhalb der nächsten fünf Jahre und im Jahr 2031 dauerhaft überschreiten. Die EU und andere Industrieländer wollten unbedingt am 1,5 Grad Ziel, das 2015 beschlossenen wurde, festhalten. Für eine mögliche Einhaltung wäre die Voraussetzung allerdings gewesen, dass bei der COP27 eine Abkehr von fossilen Brennstoffen zustande kommt. 

„Ich wünschte wirklich, wir hätten die fossilen Brennstoffe auslaufen lassen“, sagte Kathy Jetn̄il-Kijiner, Klimabeauftragte der Marshallinseln. „Der aktuelle Text reicht nicht aus. Mit dem Klimaausgleichsfonds haben wir jedoch bewiesen, dass wir das Unmögliche schaffen können. Also können wir auch im nächsten Jahr wieder zusammenkommen und dann den endgültigen Abschied von fossilen Brennstoffen beschließen.“

Bereits jetzt führen alle Wege zur COP28 in Dubai. 

5. Net Zero Ziele sollen glaubwürdiger werden

Bereits vor der COP27 hatten die Vereinten Nationen (UN) festgestellt, dass die von den einzelnen Nationen festgelegten Net Zero Ziele glaubwürdiger werden müssen. Die Daten zeigen, dass dabei nur wenig Fortschritt erzielt wurde, die langfristigen Ziele durch wissenschaftsbasierte Zwischenziele zu stützen. 

Während der COP27 veröffentlichte die Expertengruppe der UN für Net Zero Emissions Commitments of Non-State Entities neue Empfehlungen für kurz-, mittel- und langfristige Zielsetzungen. Dazu gehört die Priorisierung von umfassenden, wissenschaftlich untermauerten Emissionsminderungen und die Sicherstellung, dass die Kompensation stichhaltig ist.

Darüber hinaus hat auch die Internationale Organisation für Normung (ISO) ein Papier mit Richtlinien für Net Zero veröffentlicht. Dieses soll als „Hauptreferenz“ für alle Organisationen dienen, die in Bezug auf Net Zero Emissionen und sinnvolle Zielsetzungen einen korrekten Fachwortschatz verwenden möchten. 
 

Zusammenfassung

Die COP27 war kein kompletter Fehlschlag. Leider hatten die Interessen von Öl- und Gasproduzenten erneut zu viel Einfluss auf die Verpflichtungen zur Emissionsreduktion. Zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen klafft eine große Lücke im Text der Abschlusserklärung. Dennoch war die historische Einigung auf einen Klimaausgleichsfonds ein großer Fortschritt, nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern auch als politisches Signal für mehr Vertrauen zwischen den einzelnen Nationen. Mehr dazu erfahren Sie in der ClimatePartner Academy zur COP27!