Studienanalyse von Guizar-Coutiño et al. (2022): "A global evaluation of the effectiveness of voluntary REDD+ projects at reducing deforestation and degradation in the moist tropics"
31. Januar 2023Im Zuge der Vorwürfe von The Guardian und DIE ZEIT gegen Verra-zertifizierte Waldschutzprojekte und den REDD+-Mechanismus hat ClimatePartner die zitierten Quellen einer detaillierten Analyse unterzogen. Diese Seite widmet sich der Studie von Guizar-Coutiño et al. (2022).
Weitere von ClimatePartner geprüfte Studien sind West et al. (2020) und West et al. (2023).
Eine zusammenfassende Bewertung der Studien sowie Links zu Stellungnahmen anderer Marktteilnehmer finden Sie hier.
Authoren: Alejandro Guizar-Coutiño, Julia Patricia Gordon Jones, Andrew Balmford, Rachel Carmenta, David Coomes
Details zur Veröffentlichung: “Conservation Biology” Band 36, Ausgabe 6 “Conservation Biology” ist eine zweimonatlich erscheinende, von Experten begutachtete, wissenschaftliche Zeitschrift der Society for Conservation Biology, die von Wiley-Blackwell herausgegeben und im Mai 1987 gegründet wurde.
Die Methode von Guizar-Coutiño et al. (2022):
- Bei der Studie wurde eine Pixel-Matching-Methode angewandt, d.h. die Pixel sind über viele Standorte verstreut und nicht über ein einzelnes Gebiet.
- Von der ersten Datenerhebung über die Analyse bis zur Veröffentlichung dauerte die Untersuchung insgesamt zwei Jahre, von Januar 2019 bis Januar 2022.
- Ein potenzieller Vorteil der verwendeten Methode besteht darin, dass sie sicherstellt, dass die Kontrollpixel denselben geografischen Faktoren der Entwaldung ausgesetzt sind wie die Pixel in den tatsächlichen REDD+-Projektgebieten.
- Die Methode wird auf 43 VCS REDD+-Projekte angewandt, die in der Studie erwähnt werden.
Von Guizar-Coutiño et al. (2022) analysierte Projekte
43 Projekte wurden analysiert, davon sind oder waren 14 im ClimatePartner Portfolio.
Hauptaussagen von Guizar-Coutiño et al. (2022)
- Die untersuchten REDD+-Projekte haben in den ersten fünf Jahren zu einer Reduktion der Entwaldung um 47 % und zu einer Reduktion der Degradierung um 58 % geführt.
- Die Projekte bewirkten eine stärkere Verringerung der Entwaldung und der Waldschädigung dort, wo die Gefahr der Entwaldung am größten war.
- Konsistente Verringerung der Entwaldung und Walddegradierung beim Vergleich der Wirksamkeit von REDD+ zu entsprechenden Pixeln außerhalb von Schutzgebieten.
- Trotz der vielen Herausforderungen, die eine gerechte und wirtschaftlich nachhaltige Umsetzung mit sich bringt, hat die erste Welle von REDD+-Projekten den Waldverlust wirksam reduziert.
- Es ist die erste Studie, in der per Fernerkundung ermittelte Degradations- und Entwaldungsdaten verwendet wurden. Mit ihnen wird geprüft, ob freiwillige REDD+-Projekte bei einer Stichprobe von geografisch verstreuten Projekten, die sich hinsichtlich der Entwaldungsfaktoren und der sozialen Zielsetzung unterscheiden, neben der langfristigen Entwaldung auch kleine temporäre Störungen wirksam reduzieren.
- Die Studie sieht den Schutz und die Wiederherstellung von Naturwäldern als eine mögliche, naturbasierte Klimaschutzlösung. Diese ist zudem kosteneffizient und könnte erhebliche Auswirkungen haben, wenn die vielen Hürden für die Umsetzung überwunden werden.
Einschränkungen der Studie - Die Schätzung der Auswirkungen des REDD+ Mechanismus anhand von Beobachtungsdaten ist von Natur aus schwierig, da sie darauf beruht zu schätzen, was ohne die Intervention geschehen wäre.
- Die Studie sieht die Notwendigkeit, Methoden für die Festlegung von Basiswerten zu standardisieren, anhand derer die Wirksamkeit von forstwirtschaftlichen Maßnahmen zur Emissionsreduzierung bewertet werden kann.
Überprüfung der Aussagen von Guizar-Coutiño et al. (2022) durch Verra
- Die Studie von Guizar-Coutiño et al. ist weitgehend zuverlässig, da sie nur geringe methodische Mängel aufweist.
- Es ist zu beachten, dass in dieser Studie nur die Entwaldungs- und Degradierungsraten untersucht wurden. Die Schätzungen von Entwaldung und Degradierung wurden in dieser Studie nicht in Schätzungen von Emissionsreduktionen umgewandelt, und die Entwaldungs- und Degradierungsraten der Projekte wurden nicht mit den im Verra-Register eingetragenen Ausgangswerten der Projekte verglichen.
- Verra stellt fest, dass die angenommenen Entwaldungsraten in den Kontrollgebieten etwas fragwürdig sind, da die von den Autoren verwendeten Daten relativ hochauflösende Satellitendaten, aber keine Vor-Ort-Daten verwenden.
- Verra stellt außerdem fest, dass die etwas fragwürdigen angenommenen Entwaldungsraten in den Kontrollgebieten die Schlussfolgerungen der Autoren zu den fraglichen REDD-Projekten leicht untergraben.
- Verra stellt fest, dass die Auslassung einiger Schlüsselfaktoren bei der Entwaldung durch die Autoren die Relevanz ihrer Kontrollbereiche etwas abschwächt.
Ergänzende Anmerkungen von ClimatePartner
- ClimatePartner stimmt mit vielen der grundlegenden Studienergebnisse überein:
- REDD+-Projekte sind nicht nur von Vorteil für die Biodiversität, Wasser und Bodengesundheit, sondern auch von entscheidender Bedeutung für den Schutz der natürlichen Wälder.
- Die Schaffung von Anreizen für den Erhalt der Wälder durch freiwillige, standortbezogene Projekte kann die Abholzung der Tropenwälder verlangsamen und zeigt, wie wichtig es ist, der Finanzierung von Gebieten mit einem höheren Abholzungsrisiko Vorrang einzuräumen.
- Pixel-Matching-Methoden zur Schaffung von Kontrollflächen, wie sie in der Studie von Guizar-Coutiño et al. (2022) durchgeführt wurden, können eine objektivere Komponente zur Bewertung der Leistung eines Projekts hinzufügen. Der Ansatz in dieser Studie ist daher sehr wertvoll für die Entwicklung von Methoden zur Bewertung von REDD+-Projekten.
- Der von Guizar-Coutiño et al. verwendete Ansatz ist zwar wichtig, um den laufenden wissenschaftlichen Diskurs zu fördern, er ist jedoch weder von Experten geprüft noch für die Bewertung von REDD+-Projekten im Rahmen von Verra validiert.