Drei Studien, drei unterschiedliche Ergebnisse. The Guardian, DIE ZEIT und SourceMaterial konzentrieren sich in ihrer Berichterstattung über die Wirksamkeit von Verra-zertifizierten REDD+ Projekten hauptsächlich auf kritische Studienergebnisse, denen allerdings auch positive Bewertungen in den zitierten Untersuchungen gegenüberstehen. Das zeigen auch unsere Ergebnisse nach der Analyse der Studien. ​ ​

Um der Kritik der Journalisten zur Wirksamkeit von REDD+-Projekten verantwortungsbewusst nachzugehen, haben wir eine eigene Taskforce gegründet. Dieses Team hat die zitierten Studien analysiert, und wir überprüfen fortlaufend die REDD+-Projekte aus unserem Portfolio. Hier möchten wir die Ergebnisse zu den Studien teilen und zudem zu einem sachlichen, fachlichen Diskurs einladen.

Die Ergebnisse zeigen, dass alle drei Studien zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. In der journalistischen Zuspitzung werden lediglich die kritischsten Ergebnisse herangezogen. So kommt es beispielsweise zu der Aussage, dass 94 % der REDD+-Projekte unwirksam seien. Die anderen Studien, die zu anderen und zum Teil positiven Ergebnissen kommen, finden kaum Erwähnung. Auch eine ausführliche fachliche Bewertung der unterschiedlichen Methoden, die den Studien zugrunde liegen, wird nicht berücksichtigt. So werden beispielsweise keine tatsächlichen Daten aus den Projekt- und Referenzgebieten herangezogen, was zu Missinterpretationen führen kann.

Bei allem Respekt vor der journalistischen Aufbereitung gibt es doch etwas, was aus unserer Sicht im Vordergrund stehen sollte: Gemeinsam sollten wir sicherstellen, dass der freiwillige Markt für CO2-Emissionsminderungen so effektiv wie möglich funktioniert und ihn verbessern, wo es notwendig sein sollte. Genau dafür sind ein wissenschaftlicher Diskurs und eine sachliche, detaillierte Analyse so wichtig. Wir haben unsere Erkenntnisse zu den Studien zusammengetragen und freuen uns auf weitere Unterstützung aus der wissenschaftlichen Community. Dieser Diskurs kann Lösungen liefern, um den Klimaschutz immer weiter zu verbessern.

Wenn Sie sich an der fachlichen Bewertung beteiligen wollen, kontaktieren Sie uns dazu gerne unter community@climatepartner.com oder über unsere Social Media Kanäle.

Unsere bisherigen Ergebnisse werden im Folgenden vorgestellt. Auch Verra, der Standard, der im Zentrum der Kritik des Journalistenteams in der Berichterstattung stand, hat die oben genannten Studien ebenfalls einer Überprüfung unterzogen. Auch diese Analyse sowie die Bewertung anderer Marktteilnehmer finden Sie weiter unten. Wichtig ist uns an dieser Stelle zu erwähnen, dass wir akzeptieren müssen, dass es nicht die eine Wahrheit gibt. Vielmehr ist ein permanenter wissenschaftlicher Diskurs notwendig, um Methoden regelmäßig weiter zu verbessern. 

Folgende Studien wurden von The Guardian und DIE ZEIT genutzt:

West et al. (2020)

  • Studie: Die Studie von West et al. (2020) vergleicht systematisch die Entwaldungs-Baselines (ex-ante) mit kontrafaktischen Schätzungen zur Entwaldung bei REDD+-Projekten im brasilianischen Amazonasgebiet.​ ​
     
  • Methode: Synthetische Kontrollmethode​ Ansatz: West et al. (2020) verwenden georeferenzierte Gebietssgrenzen (aus dem brasilianischen Umweltregister für den ländlichen Raum) sowie biophysikalische Daten, um synthetische Kontrollgebiete zu erstellen.
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  • Projekte: Die Studie analysiert 12 Projekte im brasilianischen Amazonasgebiet. 4 dieser Projekte sind Teil des ClimatePartner Portfolios. West et al. (2020) kommen nur bei einem der 12 untersuchten Projekte zu einem positiven Ergebnis.​ ​
     
  • Zentrale Erkenntnisse:
    • Die Studie findet keine signifikanten Hinweise darauf, dass REDD+-Projekte den Waldverlust mindern. Bei 3 Projekten könnte es zu einer Verlagerung der Abholzung in benachbarte Gebiete gekommen sein (Leakage).
    • West et al. (2020) kritisieren die Verwendung historischer Daten für Baseline-Berechnungen.​ ​
    • Eine detaillierte Analyse der Studie durch ClimatePartner finden Sie hier.

Guizar-Coutiño et al. (2022)

  • Studie: Die Studie von Guizar-Coutiño et. al. (2022) führte eine globale Bewertung der Wirksamkeit von REDD+-Projekten durch, insbesondere in Bezug auf die Reduktion von Entwaldung und Degradierung in den feuchten Tropenwäldern.​ ​
     
  • Methode: Pixel-Matching-Methode​ ​
     
  • Ansatz: Als Analyseeinheit werden Pixel verwendet; dies ermöglichte es den Autoren, die Schätzung von Entwaldung und Degradierung auf Wälder zu beschränken, die zum Zeitpunkt der Projektdurchführung bestanden (in Übereinstimmung mit den VCS-Anforderungen).​ ​
     
  • Projekte: Im Rahmen dieser Studie wurden 40 REDD+-Projekte in 9 Ländern ausgewählt und analysiert. Von diesen 40 Projekten sind 11 Teil des ClimatePartner-Portfolios. Unter diesen 11 Projekten im ClimatePartner-Portfolio kommen die Autoren zu positiven Analyseergebnissen in Bezug auf Entwaldung für 10 Projekte und in Bezug auf Degradierung für 11 Projekte.​ ​
     
  • Zentrale Erkenntnisse: Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Anreize für die Erhaltung der Wälder durch freiwillige, standortbezogene Projekte die Abholzung der Tropenwälder verlangsamen können. Sie hebt hervor, wie wichtig es ist, der Finanzierung von Gebieten mit einem höheren Abholzungsrisiko Vorrang einzuräumen.​ ​
     
  • Eine detaillierte Analyse der Studie durch ClimatePartner finden Sie hier.

West et al. (2023)

  • Studie: Die Studie von West et al. (2023) vergleicht systematisch die Entwaldungs-Baselines (ex-ante) mit kontrafaktischen Schätzungen zur Entwaldung.​ ​
     
  • Methode: Synthetische Kontrollmethode​ ​Ansatz: Synthetische Kontrollen wurden auf der Grundlage von Kontrollgebieten erstellt, die einem ähnlichen Entwaldungsdruck und ähnlichen Merkmalen wie die ausgewählten REDD+-Projekte ausgesetzt waren.​ ​
     
  • Projekte: In der Studie wurden insgesamt 27 Projekte aus 6 Ländern analysiert. Im Laufe der Studie wurden 9 Projekte aus verschiedenen Gründen verworfen. Es wurden insgesamt 7 Projekte aus dem ClimatePartner-Portfolio einbezogen, von denen 4 im Laufe der Studie verworfen werden mussten. ​ ​
     
  • Zentrale Erkenntnisse: Nur bei einer Minderheit der evaluierten Projekte wurde die Entwaldung im Vergleich zu den Kontrollstandorten deutlich reduziert. Die Einführung dynamischer Ansätze würde die Probleme der Zusätzlichkeit wahrscheinlich verringern. ​ ​
     
  • Eine detaillierte Analyse der Studie durch ClimatePartner finden Sie hier.

West et al. (2020)

  • Die Studie von West et al. aus 2020 sieht REDD+-Projekte kritisch. ​ ​
  • Verwendet wird eine synthetische Kontrollmethode, um kontrafaktische Werte für die REDD+ Projektgebiete zu definieren.​ ​
  • In der Studie werden 12 REDD+-Projekte im brasilianischen Amazonasgebiet untersucht. ​ ​
  • 4 der untersuchten Projekte befinden sich im ClimatePartner-Portfolio.​ ​
  • Wie Verra feststellt, ignoriert die Studie Schlüsselfaktoren der Entwaldung und verwendet ungeeignete Datensätze.

Guizar-Coutiño et al. (2022)

  • Guizar-Coutiño et al. analysieren 43 Projekte und sprechen sich eindeutig für REDD+-Programme als wirksames Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels aus. ​ ​
  • In der Studie wurde ein Pixel-Matching-Verfahren angewandt. ​ ​
  • Guizar-Coutiño et al. analysieren auch alle 12 von West et al. (2020) untersuchten Projektgebiete und kommen für 11 dieser 12 Projekte zu einem positiven Einfluss bzgl. der Entwaldung.​ ​
  • 14 der 43 bewerteten Projekte befinden sich im ClimatePartner-Portfolio. 3 dieser Projekte mussten im Laufe der Studie aussortiert werden.​ ​
  • Die Studie ist weitgehend zuverlässig und weist nur geringe methodische Mängel auf.

West et al. (2023)

  • Die West et al.-Studie (2023) wurde noch nicht in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht.​ ​
  • Sie bewertet 27 Projekte und kommt bei den meisten Projekten zu kritischen Ergebnissen. 9 Projekte wurden im Laufe der Studie aus der Analyse herausgenommen.​ ​
  • Sie umfasste insgesamt 7 Projekte aus dem ClimatePartner-Portfolio, von denen 4 im Laufe der Studie verworfen werden mussten. ​ ​
  • Wie Verra feststellt, ignoriert die Studie Schlüsselfaktoren der Entwaldung und verwendet ungeeignete Datensätze.

Die Projektbewertungen des ClimatePartner Portfolios im Vergleich

Weitere Stellungnahmen und Erkenntnisse

Mehrere Organisationen reagierten auf die in den Studien aufgeführten Kritikpunkte, die neben The Guardian und DIE ZEIT in zahlreichen weiteren Medien veröffentlicht wurden. Die Organisationen führten entweder eine eigene Analyse durch oder gaben Erklärungen zu ihrer Sicht der Dinge ab: