Der Voluntary Carbon Market im Fokus? Die Themen der COP28
27. November 2023Vom 30. November bis 12. Dezember 2023 findet die 28. UN-Klimakonferenz (COP28) in Dubai statt. Zwei Wochen lang diskutieren die Vertragsstaaten über Klimafinanzierung, innovative Technik für erneuerbare Energien, und die Bedrohung vieler Existenzgrundlagen durch den Klimawandel. Um die Ziele des Pariser Abkommens aus dem Jahr 2015 noch zu erreichen, muss die internationale Staatengemeinschaft mit der Privatwirtschaft an einem Strang ziehen. Deshalb werden auch zum ersten Mal die Möglichkeiten des Voluntary Carbon Market (VCM) offiziell auf einer Klimakonferenz diskutiert. Kann der Fokus auf den VCM dazu beitragen, dringend benötigte Gelder für mehr Klimaschutz zu mobilisieren?
Chancen und Herausforderungen für den Klimaschutz
Die diesjährige Klimakonferenz steht vor einigen Herausforderungen. Zum einen wird erstmals seit Inkrafttreten des Pariser Abkommens der „Global Stocktake“ besprochen. Der UN Global Stocktake (GST) Synthesebericht vom September 2023 ist das Ergebnis einer zweijährigen Bewertung des Fortschritts bei der Umsetzung der Ziele des Pariser Abkommens. Das Resümee ist ernüchternd: Vom 1,5 Grad Ziel sind wir weit entfernt. Die globalen Treibhausgasemissionen müssten dafür bis 2030 um 43 Prozent sinken, bis 2035 sogar um 60 Prozent. Zum anderen wird im Vorfeld ein möglicher Interessenskonflikt diskutiert: Das Gastgeberland, die Vereinigten Arabischen Emirate, ist mit der Öl- und Gasindustrie reich geworden. Mit Sultan Al-Jaber, CEO der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), als Präsident der COP28 sehen verschiedene Organisationen und Klimaschützer:innen diesen Interessenskonflikt bestätigt.
Von neuen Technologien bis zur Finanzierung: Die vier Querschnittsthemen der COP28
Neben der ernüchternden Bilanz des GST Syntheseberichts ist der sogenannte „Loss and Damage Fund“ ein weiterer wichtiger Verhandlungspunkt auf der kommenden COP. „Loss and Damage“ bezeichnet die unvermeidbaren, Auswirkungen des Klimawandels, die wir nicht mehr durch Anpassungsmaßnahmen vermeiden oder abmildern können. Dafür wurde im letzten Jahr auf der COP27 ein Fond, um Klimafolgeschäden auszugleichen, beschlossen. Nun geht es um die Details dieses Fonds, insbesondere um die Frage „Wer zahlt und wie viel?“.
Jeder Tag der Verhandlung ist einem anderen Themenkomplex gewidmet. Den roten Faden der COP28 bilden vier Querschnittsthemen:
- Innovative Technologien sind nicht nur für die Energiewende essenziell. Die COP28-Präsidentschaft bezeichnet sie im Programm sogar als „das Herzstück und Zentrum all unseres Handelns“. Für innovative Klimaschutzlösungen will die COP28 in Dubai Regierungen, Unternehmen, multilaterale Organisationen, Hochschulen, Investoren und Start-Ups zusammenbringen.
- Der Fokus auf Umwelt, Menschen und Lebensgrundlagen macht die Dringlichkeit des Klimaschutzes deutlich. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in allen Bereichen des Lebens spürbar. Daher wird es auf der COP28 erstmals einen Tag der Gesundheit geben. Diskutiert wird, wie Gesundheitssysteme auf den Klimawandel reagieren sollen und wie die Finanzierung dazu gestaltet werden kann.
- Die COP28 möchte alle Interessensgruppen an einen Tisch bringen und inklusiver sein als alle vorherigen Klimakonferenzen. Den Fokus setzt die Präsidentschaft dabei auf die Jugend als die nächste Generation, die die Unternehmenslandschaft prägen wird und bereits heute einen Platz am Verhandlungstisch haben sollte, um die Zukunft mitzugestalten.
- Das vierte Querschnittsthema ist die Finanzierung. Wie können finanzielle Ressourcen für den Klimaschutz mobilisiert werden und welche innovativen Mechanismen können dabei helfen? Diese Frage ist entscheidend, um den nachhaltigen Wandel zu verwirklichen und eine Welt mit anpassungsfähigen Lösungen zu schaffen.
Investitionen in innovative Technologien, Finanzierung der Begrenzung von Klimafolgeschäden, der Fokus auf der zukünftigen Unternehmenslandschaft und die allgemeine Mobilisierung von Geldern für Klimaschutzmaßnahmen: Das Potenzial der Privatwirtschaft für den Klimaschutz zieht sich als fünftes übergreifendes Thema durch das Programm der COP28.
Finanzierung aus dem Privatsektor auf der Weltklimakonferenz
Neben den Querschnittsthemen der COP28 wird die Rolle der Privatwirtschaft für den Klimaschutz auch im Synthesebericht des GST klar. Der Bericht fordert dazu auf, private Investitionen in emissionsarme Aktivitäten und Technologien drastisch zu erhöhen. In Reaktion darauf appellierte der COP28-Präsident im Vorfeld an Regierungen sowie den Privatsektor, mit konkreten Maßnahmen auf der Konferenz zu erscheinen. Auf dem Voluntary Carbon Market (VCM) können Unternehmen im internationalen Klimaschutz aktiv werden und dazu beitragen, Finanzierungslücken zu schließen. Mit der Finanzierung von zertifizierten Klimaschutzprojekten fördern Unternehmen die nachhaltige Entwicklung weltweit, sogar über den Klimaschutz hinaus. In diesem Jahr steht der VCM das erste Mal auf der offiziellen Agenda. Die internationale Gemeinschaft auf der COP28 soll gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, den freiwilligen Markt zu stärken und auszubauen. Das sendet ein klares Signal an Unternehmen: Die finanzielle Unterstützung von Klimaschutzprojekten außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette – immer als Zusatz zu internen Reduktionmaßnahmen – ist wichtig und richtig.
Dass dem freiwilligen Markt auf der COP28 mehr Bedeutung zukommt als zuvor, zeigt, wie wichtig es ist, Ressourcen für den Klimaschutz zu bündeln. Der VCM maß 2021 bereits über eine Milliarde Dollar. Als Instrument, um Finanzströme aus der Privatwirtschaft zu mobilisieren, hat er also großes Potenzial.
Als Bühne für Politik und Privatsektor zugleich kann die COP28 Synergien insbesondere für die Finanzierung von Maßnahmen gegen den Klimawandel schaffen. ClimatePartner ist mit einer Delegation in Dubai vor Ort, um die Entwicklungen zu verfolgen und neue Partnerschaften für den VCM zu knüpfen. Wir sind gespannt, wie der VCM tatsächlich diskutiert wird und zu welchen Zusicherungen sich nicht nur Staaten, sondern auch der Privatsektor verpflichten.
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