Netto-Null-Emissionen
Netto-Null-Emissionen Definition
Netto-Null-Emissionen werden häufig gefordert, wenn es um die Erreichung globaler Klimaschutzziele geht. Aber was bedeutet Netto-Null-Emissionen (Englisch: net zero emissions) genau?
Einfach erklärt stehen Netto-Null-Emissionen für den Netto-Null-Zustand: Die globalen Treibhausgasemissionen aus menschlichen Aktivitäten sind im Gleichgewicht mit den Emissionen, die der Atmosphäre entzogen werden.
Um Netto-Null-Emissionen zu verstehen, müssen auch der natürliche Kohlenstoffkreislauf und von menschengemachten Treibhausgasemissionen verstanden werden.
Der globale Kohlenstoffkreislauf beschreibt den Austausch von kohlenstoffhaltigen chemischen Verbindungen wie CO2 oder CH4 zwischen der Atmosphäre, Hydrosphäre, Biosphäre und Lithosphäre. Die vier Systeme speichern diese, geben sie jedoch auch wieder ab: Pflanzen nehmen zum Beispiel große Mengen an Kohlenstoff in Form von CO2 aus der Atmosphäre auf, die Biosphäre setzt aber mit dem Nährstoffkreislauf zwischen Pflanzen und Tieren auch wieder Kohlenstoff in Form von CH4 frei.
Die menschengemachten Treibhausgase, sogenannte anthropogene Treibhausgase, entstehen z.B. bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern, wie Kohle und Öl. Dadurch wird mehr CO2 in die Atmosphäre freigesetzt, als durch natürliche CO2-Senken aufgenommen werden kann. Der Kreislauf gerät so aus dem Gleichgewicht und es reichern sich immer mehr Treibhausgase in der Atmosphäre an, wodurch der Klimawandel vorangetrieben wird.
Laut dem deutschen Umweltbundesamt ist die globale Kohlenstoffkonzentration seit der Industrialisierung um gut 50 Prozent gestiegen. Um den Kreislauf wieder ins Gleichgewicht zu bringen, müssen wir unsere Nettoemissionen auf Null reduzieren.
Netto-Null-Emissionen erreichen: Warum ist das wichtig?
Um die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, muss der Kohlenstoffkreislauf wieder ins Gleichgewicht kommen. Das muss schnell geschehen, denn wenn wir Kipp-Punkte wie das dauerhafte Abschmelzen des Grönlandeises überschreiten, sind manche Auswirkungen der Klimakrise unumkehrbar. Die Folgen des Klimawandels werden also drastischer, wenn wir nicht schnell und konsequent handeln.
Das sieht auch das Pariser Abkommen vor, dessen Ziel es ist, die Erderwärmung auf 2°C gegenüber vorindustriellem Niveau zu begrenzen, idealerweise auf 1,5°C. Dass dies nur mit einer deutlichen und schnellen Reduktion von CO2-Emissionen geht, zeigt auch der Bericht des Weltklimarats (IPCC) aus dem Jahr 2023: Ohne drastische Emissionsreduktionen werden wir das Ziel des Pariser Abkommens bereits Anfang der 2030er Jahre verfehlen.
Netto-Null-Emissionen bis 2050
Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, müssen wir die globalen Emissionen bis 2030 um 45 Prozent und bis 2050 auf Net Zero reduzieren. Dazu sind zwei Schritte notwendig:
1. Emissionen reduzieren
Unternehmen müssen den Ausstoß ihrer Emissionen deutlich reduzieren. Mit Reduktionsmaßnahmen vermeiden, verringern oder beseitigen Unternehmen Quellen von Treibhausgasemissionen innerhalb ihrer Wertschöpfungskette. Beispiele dafür sind die Verringerung des Energieverbrauchs, die Umstellung auf erneuerbare Energien oder die Reduzierung des Einsatzes chemischer Düngemittel. In der Praxis kann das für die Wirtschaft eine große Herausforderung darstellen. Energie, Landwirtschaft, Industrie, Verkehr und Gebäude sind nur einige Beispiele für Sektoren, die für eine große Menge an Emissionen verantwortlich sind. Für einen Wandel hin zu einer Netto-Null-Industrie muss sich jeder dieser Bereiche ändern: Zum Beispiel durch energieeffizientes Bauen, Investitionen in erneuerbare Energien oder eine beschleunigte Verkehrswende.
2. Restliche Emissionen neutralisieren
Ein Wirtschaften frei von Emissionen ist nicht möglich, selbst wenn Unternehmen es schaffen, CO2-Emissionen stark zu reduzieren. Zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen müssen Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen und dauerhaft innerhalb oder außerhalb der Wertschöpfungskette zu speichern. Ein Beispiel für eine Technologie, mit der wir der Atmosphäre Emissionen entziehen können, ist z.B. Direct Air Capture (DAC). Damit kann CO2 direkt aus der Luft gefiltert werden. Zusätzlich dienen Moore oder Wälder als wichtige natürliche CO2-Senken.
Netto-Null-Emissionen für Unternehmen
Unternehmen können ihre Netto-Emissionen auf Null senken, indem sie Emissionen so weit wie möglich reduzieren und restliche Emissionen neutralisieren. Aber wie hoch sollte die Emissionsreduktion genau ausfallen? Und welche Menge an Restemissionen ist danach noch vertretbar? Um bewerten zu können, ob Unternehmen Netto-Null-Emissionen wissenschaftsbasiert erreichen, hat sich der Corporate-Net-Zero-Standard der Scienced Based Targets Initiative (SBTi) etabliert.
Die SBTi folgt den Empfehlungen des IPCC. Auf dieser Basis hat sie einen Standard für Netto-Null-Emissionen entwickelt, der die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens abdeckt, also Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen. Unternehmen können sich mit der SBTi ein Netto-Null-Ziel setzen. Zu diesem Ziel verpflichten sie sich öffentlich, und Interessierte können die Fortschritte des Unternehmens auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen auf der SBTi-Webseite transparent nachvollziehen.
Um Netto-Null-Emissionen zu erreichen, müssen Unternehmen laut SBTi drei Anforderungen erfüllen:
- Kurzfristiges Reduktionsziel setzen (5-10 Jahre)
- Absolute Emissionen in Scope 1-3 um mehr als 90 Prozent bis spätestens 2050 reduzieren
- Restemissionen neutralisieren, indem der Atmosphäre CO2 entzogen wird
Darüber hinaus empfiehlt die SBTi die Finanzierung von Klimaschutzprojekten, um CO2 zu vermeiden. Damit betonen Unternehmen ihre Bemühungen, Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen.
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